» Die eigenverantwortliche dogmenfreie Gläubigkeit «
Laienspiritualität 61: Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.


Die Säulen des Vertrauens: Achtsamkeit, Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit
Kein Platz für Bluff und Manipulation.

Kompromisslos und ohne "Ach was solls, ist doch eh egal ..."
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© Rudolf Fiala, 2012     rev. 3.6.2022

Säulen des Vertrauens sind wie die Beine eines Tisches: Mit 2 Beinen fällt er um, mit 4 wackelt er auf unebenem Boden, mit 3 steht er fest.
Glaube und Gläubigkeit beruhen auf Vertrauen: Ein Vertrauen in die Urkraft "Gott", ohne dem auch der sprachgewandteste Berufstheologe ein erfolgloser Sprach-Arbeiter bleibt. Sei es aus Mangel an Vertrauen des Hörers, aber auch mangels eigenem Vertrauens.
Emotionsgelähmt und uncharismatisch durch den Fluch des verfehlten Berufes...

Nun, von Jesus sind uns viele Zitate überliefert, die mit den berühmten Worten "Wahrlich, wahrlich ich sage euch ..." beginnen.
Und es ist anzunehmen, dass ER in seiner Zeit dabei auf seine Achtsamkeit und Glaubwürdigkeit vertraute; sonst wäre es ja nur leeres Geplapper gewesen. Was man aus unserem heutigen Bibelwissen ja durchaus auch so befinden kann. Man nehme nur die Geschichte mit den auf Wunsch Jesu verdorrenden Feigenbaum, nur weil er zu einer eigentlich unpassenden Zeit keine Früchte trug. Wohl literarische Freiheit der biblischen Dichtung ...

"Wahrlich, wahrlich...", wie oft könnten wir das aus Überzeugung, aus überzeugter Wahrhaftigkeit ohne schlechtem Gewissen wirklich sagen? Frei von aufgezwungenen Denk- und Verhaltensnormen? Oder frei von Gruppen-Normen, von denen wir annehmen, dass sie - vielleicht - für unser weiteres Leben pfleglich sein könnten, obwohl wir nicht die geringste Sicherheit der Nützlichkeit dieser Normen haben? Oder ob überhaupt die normenpflegende Gruppe wahrhaftig ethischen Ansprüchen genügt statt moralinsauer die Natur und das Leben, DAS Leben!, zu vergewaltigen?

"Wahrlich = wahrhaftig", da ist wieder dieser sich an die Wahrheit anlehnende Begriff. Aber gar oft driften die uns allen erkennbare Wirklichkeit und Wahrheit derart auseinander, dass so manche "Wirklichkeit" in ihren Grundwerten nicht einmal annähernd einer Göttlichen Wahrheit, also einer gottgewollten Wahrheit im ganzen Universum entsprechen kann.

Ich meine, dass "Wahrhaftigkeit" nicht in den Schoß fällt, sondern einen bewußten Willensakt darstellt, genau so wie Gläubigkeit letztendlich auch. Ohne den Willen, den Pfad zu Gott betreten, kann es keine Gläubigkeit geben. Mit Seiner Hilfe? Wer weiß ...

Die "Säule Glaubwürdigkeit" ist freilich ein Folgeprodukt der "Wahrhaftigkeit", mit Hilfe der Geisteskraft "Achtsamkeit" gewonnen. Da die Achtsamkeit ebenfalls sowohl einem bewussten Willensakt, als auch unterschiedlichen subjektiven Ausprägungen unterliegt, ergibt das bei objektiv gleicher Situation für unterschiedliche Menschen auch unterschiedliche Glaubwürdigkeits-Grade.

Mit unterschiedlichen Ergebnissen, denn:
Uns ist die Wandlung von Saulus zu Paulus überliefert. Doch in modernen Zeiten ist eher die Wandlung wieder zu Saulus gang und gebe.
Schuld unserer ausufernden Informationsgesellschaft?
Nein! Schuld von vorausgewählten, also manipulierten Scheinwahrheiten unter dem Deckmantel der geldgierigen Wirklichkeit, die schon lange den Bezug zur Möglichkeit einer Gottesempfindung verloren hat. Durch Scheinwahrheiten, denen eben unterschiedliche Menschen unterschiedlich auf den Leim gehen und verfallen.

Letzten Endes ist Alles eine unbeweisbare Empfindung. Auch nicht von selbsternannten Stellvertretern Gottes, Jesu oder des Hl. Geistes als "wahrlich" richtig beweisbar. Auch nicht deren eigene, systemdienlich behaupteten Empfindungen.


Zur Gottesempfindung meinte vor 500 Jahren schon der Reformator Calvin:

»Das ist eine Überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein Wissen, das seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz sicherer und beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das ist ein Empfinden, das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem, was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt – freilich reichen meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben! [...] Für jetzt wollen wir uns dies merken, dass nur der Glaube der echte ist, den der Heilige Geist in unseren Herzen versiegelt.«

Und modern H-M. Barth: »Transzendenz ist nicht wie die Dinge sind, sondern was sie uns bedeuten«
Beides bestätigt, dass Gläubigkeit - unabhängig von ekklesialer Theologie - eine dem Menschen "Innere Qualität" darstellt.

Wie auch schon
Angelus Silesius, Arzt und Priesters  (1627-1677) in seinem Cherubinischen Wandersmann meinte:

    Der Himmel ist in dir:

    Halt an, wo laufstu hin, der Himmel ist in dir;
    Suchstu Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

    Gott wohnt in einem Licht, zu dem die Bahn gebricht:
    Wer es nicht selber wird, der sieht Ihn ewig nicht.

    Wie Gott im Menschen:
    Gott ist noch mehr in mir, als wann das ganze Meer
    In einem kleinen Schwamm ganz und beisammen wär.

    Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren 
    und nicht in dir: du bleibst noch ewiglich verloren.

    Beschluss:
    Freund, es ist auch genug. Im Fall du mehr willst lesen,
    So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen.


"So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen." Lese in Dir selbst und erhoffe nichts von Dir wesensfremden Teilen der Außenwelt. Betonung auf "wesensfremd": Anregungen verwandter Seelen abzulehnen, wäre ja hochgradig töricht.

Soweit, so gut. Klingt doch alles sehr schön und lässt hoffen.

Doch wirklich - und wahrhaftig - macht das erst Sinn, wenn es mit der gerade im Protestantismus für wichtig gehaltenen "Gedankenfreiheit" und Eigenverantwortung verbunden ist. Die Möglichkeit zur Wahl, frei von aufgezwungenen Doktrinen und Traditionen bis zum gut getarnten Götzendienst, hebt Begriffe wie eben Achtsamkeit, Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit auf die Ebene der bewussten Gläubigkeit. Hinaus aus dem Nebel der instinktgebundenen Beiläufigkeiten.
Deine Wahl, meine Wahl. Eine Wahl zur Akzeptanz der überall vorhandenen Göttlichkeit, also auch zum Teil des unendlichen Gottes in uns!
Eines "Verborgenen Gottes", eines Gottes, der sich uns ausschließlich als "Beziehungswesen" darstellt, somit letztendlich von uns nur empfunden werden kann, wenn wir diese Beziehung - frei entscheidend - auch wollen. Und frei die Gnade der geschenkten Beziehungsfähigkeit annehmen.

Wie sprach Dr. Ines Knoll,
amtsführende Pfarrerin der Lutherischen Stadtkirche Wien
im Österreichischen Radio in den "Gedanken zum Tag" am 12.4.2008 so treffend:
„.... Irgendwann wirst auch Du Dich lösen von Formen und Gesetzen, die Dich nie gemeint haben und Du wirst aufgehen in Deiner Bestimmung und wirst [...]befreit eingehen ins absolute Sprechen und Schweigen und Blicken und Lachen, ins Mensch-Sein. Und Dein Glaube braucht keinen Begriff und lässt sich nicht fassen in Formel und Dogma. Du lebst Deinen Glauben und Du bist frei.
 
Schöner und treffender habe ich "Laie" den protestantischen Freiheitsbegriff samt wählbarer - oder schicksalshafter - Loslösung von Biblizismus, Traditionalismus und Fundamentalismus nirgendwo definiert gesehen.

Allerdings(!) sollte man sich darüber klar sein, dass dieses "Freiheitsversprechen" mit Gottes- und Transzendenzempfindung - also Gläubigkeit - nicht zwingend etwas zu tun hat. "Den Glauben leben" kann auch ein überzeugter, also seinen Glauben lebender Atheist, der meint, dass jede gefühlte Kommunikation mit einem transzendenten Wesen gar nicht stattfindet, daher Mumpitz ist.
"Gott spricht nicht mit uns" ist ein typischer Satz, der vom Blickwinkel des diesbezüglich erfahrungslosen Atheisten - oder auch erfolglos suchenden Agnostikers - durchaus richtig zu sein scheint. Unter Vernachlässigung nonverbaler, auch innerer (Kreativität, Inspiration, Empathie o.ä.) "empfundenen" Kommunikationsformen. Der " ... "-Satz schockierte mich beim Hören weil ich ihn während eines Evang. Gottesdienstes absolut nie erwartete; und betrübt mich, leider. Betrübt mich in seiner Seltsamkeit trotz der evang. Rechtfertigungslehre.
(Und es betrübt mich auch, dass ich mich hier damit beschäftige; aber es soll wohl gefühlter Weise, quasi als Religionshygiene, geschehen.)

Komisch die nach wie vor die Anerkennung alttestamentarischer Gottesgesprächspartner wie Moses, Abraham, Hiob und sogar des ziemlich sicher irren Ezechiels. Und die hätten Gott tatsächlich noch gehört? Was hatten die, das wir nicht haben?
Und welche besondere Eigenschaften hatte der phantasievolle Johannes für den Erhalt der Offenbarung oder als Extrembeispiel G.W.Bush als Befehlsempfänger ("Gott hat mir gesagt ...") des Christlichen Gottes? Wäre das zu akzeptieren nicht eine große Sünde wider den Geist? Wider den Geist der gottgeschenkten Intelligenz?

Und noch kritischer betrachtet:
Dass mit "Gott spricht nicht mit uns" - also mit dem Bestreiten einer denkbaren Kommunikation - auch nahegelegt wird, dass "uns Gott wohl auch nicht hört", ist logisch vermutbar! Womit alle Gebete, persönliche als auch kirchlich ritualisierte samt Fürbitten etc. schlechthin a priori sinnlos wären!
Ja, der Gottesdienst selbst wäre somit nur mehr ein Treffen Ähnlichgesinnter mit gewachsenen Traditionsformen. Keinerlei spürbare Transzendenz, nur ein mehr oder weniger gut moderiertes Ritual. Mit letztendlich wertlosen Handlungen. Sinnlos sind diese Handlungen nicht, weil sie ja der Gruppenidentität dienen.

Was freilich im Idealfall einen anwesenden gläubigen Menschen in seinen Gottesempfindungen - auch - in der kirchlichen Gemeinschaft, als "unwesentliches Hindernis" nicht hindert.
Die edelste Aufgabe der Theologie ist mit derartigen Statements allerdings konterkariert: allgemein geistige und geistliche Stärke als "Hilfsprogramm" zu vermitteln, auch gegen selbstgeschaffene (=eingebildete) Minderwertigkeitskomplexe und deren resignativen und möglicherweise zerstörerischen Folgen. Sozialhygiene eben!

Nun, was hat das mit dieser Abhandlung zu tun? Ganz einfach, es geht um den hier diskutierten Begriff "Glaubwürdigkeit"!
Glaubwürdigkeit eigener Meinungen und dazu im Kontrast stehender Meinungen anderer, auch kirchenprofessionell tätiger Menschen.
Aber auch nur von Menschen, die auch keinen absoluten Wahrheitsanspruch für sich reklamieren können. Wie ich freilich auch nicht, klar. Und die auch das Recht zu eigenen Fehlern haben.
So bleibt als letztgültiger Entscheidungsparameter für uns nur unser eigenes Empfinden und möge es stark genug sein, verbalen und nonverbalen (z.B. Körpersprache), ausschließlich subjektiven Botschaften zu widerstehen.
Quasi ein "Aporisches Schulterzucken". Um nicht in religiösem Trübsinn durch Überbewertung fremdinduzierte Zweifel zu versinken.

Das eigene Nach-innen-Gehen ist wichtig, zu dem
Dorothee Sölle - Gotteslehrerin und Prophetin sagte:
“... dass aus dem Nach-innen-Gehen eine Stärkung erwächst,
 die uns in Beziehung setzt zu dieser Erde und uns Kraft gibt, Veränderungen zu bewirken”.
Und wie ich meine, Anfechtungen zu widerstehen. Beispielsweise der Anfechtung sein Gläubigkeitsideal quasi zu verraten, was doch so einfach ist, wenn man der eigenen Eitelkeit in einer Gruppe
"dienlich" sein will. Oder als gern gesehener Schmeichelei-Überbringer kurzfristige Erfolge genießen will.
Der Preis der beständigen Standhaftigkeit ist ja oft eine gewisse Einsamkeit, der hohe Gewinn der konsequenten Standhaftigkeit ist schlicht langfristige Glaubwürdigkeit bei Gesprächspartnern, aber auch sich selbst gegenüber.
Allerdings meine ich, dass das Käßmann'sche " ... vom Urteil anderer unabhängig zu werden ..." leicht zum Fetisch, ja sogar zum egozentrierten Götzen werden kann.

"Unbeständige", weiche Bälle mit zuwenig Luft ohne Spannung springen nicht; sie platschen auf den Boden und bleiben picken. Nicht einmal richtig kullern können sie....


Anmerkung 15.11.2011: Hier mache ich einmal eine schöpferische Pause. Zuviel Widersprüchliches in der letzten Zeit ...
Es ist belastend ..., aus theologischen, aber auch persönlichen Gründen.
Vielleicht stellt das Gehörte und im violetten Teil Verabeitete als "unbehüteter" korrigierbarer Irrtum, Gedankenlosigkeit, unreflektierter Schnellsprech oder Ähnliches heraus.
Bei Ausbleiben einer Korrektur muss ich allerdings annehmen, dass es kein Irrtum war sondern Kalkül ...  Fetisch "Unabhängigkeit" um jeden Preis.
Viel Hoffnung auf diese Korrektur habe ich allerdings aus den Erfahrungen der letzten 14 Jahre leider nicht. Die so oft beschworene Beziehungsnotwendigkeit wird durch eine selektiv gehemmte Beziehungsfähigkeit - besonders zu nachdenkfähigen, also kritischen Menschen - zum unerfüllbaren Wunschbild.

Allerdings scheint mir eines sonnenklar zu sein: Ein der ca. 75% "nicht besonders" gläubigen Berufstheologen wird meiner Betroffenheit über den "entmystifizierenden" Satz keinerlei Bedeutung beimessen. "Ist doch eh alles egal ..."
Nur ein sich der Gläubigkeit und auch einer inneren Mystik ("Gott findest Du in Dir", auch gehört) verpflichtet Fühlender wird die Existenz dieses "entfleuchten" Satzes bedauern; eventuell zutiefst.
Und eine Korrektur erhoffen. Ein Satz mit 5 Worten ..., gleichsam das Scheidewasser zwischen vertrauenschaffendem Edlem ("Gott in Dir") oder letzendlich belanglosen Beliebigkeiten in gewachsenen Kirchenritualen.
Zwischem einem annehmbar lebendigen Gottesbewusstsein und Nietzsches "Gott ist tot". 




Fazit:

Die Freiheit mein, Dein/Ihr, unser Leben achtsam, lügenfrei wahrhaft und ethisch glaubwürdig zu leben ist ein hohes  Ziel.
In der vollen und bewussten eigenen Verantwortung.
Vielleicht auch mit der Freude bewusst herbeigeführter Verbesserungen um und in uns. Frei von resignativem Frust ...

Wie sagte der kürzlich verstorbene Steve Jobs, Mitbegründer der Firma Apple in seiner berühmten Stanford Rede:
»Verschwende deine Zeit nicht damit, das Leben eines anderen zu leben.
Bleibe hungrig, bleibe verrückt!«

Verrückt! Verrückt - aus der oft grauslichen Realität, aus dem "homo hominis lupo" Denken und Handeln - in die optimistische Gläubigkeit.
Welche - ganz nebenbei - für uns Evangelische nichts mit einem unsichtbaren, im Himmel schwebendem Patriarchen mit langem Bart zu tun hat.
Nicht einmal mit dem obsoleten "... wird kommen zu richten ...".



Rudolf Fiala
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