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Laienspiritualität 75:
Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.
Siehe auch
Bischofsworte, Priesterworte, Denkerworte


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Allein durch die Schrift“ | „Allein durch den Glauben“ | „Allein durch Gnade“ | „Allein Christus“


© Rudolf Fiala, 9.1.14, Ergänzung 19.1.   Weiterführung zweiter Teil 10.2.2014, 15.3.2014, Karsamstag 2014:
Theologe Nr.19  check 1.7.2022


Erster Teil:

"Allein durch...": Ein starkes Wort ohne den geringsten Zweifel an seiner Bedeutung.
Allein, ohne jedwede Inanspruchnahme weiterer Inhalte, also auch ohne weitere Hilfsmittel, Bedingungen, Notwendigkeiten etc.
"Allein" eben.

Und doch: Es wird in der protestantischen Theologie - besser Ekklesiologie - behauptet, dass zum gegenwärtigen oder zukünftigem Seelenheil die Notwendigkeit bestünde, allen vier "Alleins" gemeinsam entsprechen zu müssen.

"Allein durch ... " ist ein Separationswort, eine Trennung und Abkapselung zur Selbstgenügsamkeit des Inhalts des jeweiligen "Allein durch ......"
Ein mit einem dieser "Allein durch ..." erreichbaren Ziele braucht kein weiteres "Allein durch ..."!
Die Anwendung weiterer "Alleine durch ..." dienen nur mehr der Rückversicherung oder Verringerung von Zweifel, wobei zu befürchten ist, dass weitere "Alleine durch ..." allfällige Zweifel auch nicht beseitigen können.

Bei dreien dieser Solistenbegriffe und deren Inhalten ist tatsächlich keine weitere "Absicherung" notwendig, ja sie inkludieren sich quasi gegenseitig:

1) Wenn man wirklich glaubt, dass Christus alle Sünden der Welt - auch künftige - zur Erlösung auf sich genommen hat,
dann ist die Gnade zum Glauben bereits gegeben.

2a) Wenn man die tiefe und unwiderrufliche Empfindung hat, dass man an der "Gnade" Anteil hat, ist der Glaube auch geschenkt.

2b) Wenn ein ethisch wertvoller Glaube - egal welcher!- allen Anfechtungen von Andersdenkenden - besonders denen von gruppenorganisierten Fundamentalisten -  widerstehen kann, dann wirkt ohnedies die Gnade der Gläubigkeit.

Hier sei allerdings ganz strikt festgehalten: Mein "Panentheistischer Glaube" ist kein kirchenbestimmtes, nicht einmal kirchlich beeinflussbares Irgendetwas im Kleide der absurden Rechtfertigungslehre, dessen Problematik neuerdings der Theologe Nr.35 aufzeigt. Mein hier verwendetes Zitat "Alleine durch den Glauben" hat mit kirchengestalteten Glaubensbildern und -vorschriften extrem wenig zu tun. Auch nicht mit den protestantischen. Warum? siehe Beispielsweise der Theologe Nr.19
Dass die Sinnhaftigkeit der reformierten "Doppelten Prädestination" Calvins in Europa bereits kirchenintern(!) heftigst bestritten wird, ist ja auch kein Geheimnis mehr! Die auch daraus resultierende typisch amerikanische Arbeitsethik, schärfer formuliert die vorurteilsbehaftete "sendungsbewusste Handlungs- und/oder Verdienstethik", hat viel Unglück über große Teile der Menschheit gebracht; und bringt es noch immer ...

Tja, wo bleibt da das "Allein durch die Schrift"? Ist denn eine selektive "Verkündigung" von Inhalten des Neuen oder Alten Testamentes überhaupt notwendig?

Und kann die Anhörung dieser Inhalte tatsächlich das Sola Gratia, Sola Fide und und Solus Christus ersetzen? Definitiv "nein!"
Als Kenner der Unzulänglichkeiten der Bibel - einer von vielen Fachleuten als "realitätsferne Literatur" bezeichneten Bücher- und Schriftensammlung ohne Wahrheitsbelege - behaupte ich, nicht einmal eine Verstärkung der drei anderen Begriffe - sofern einer davon bereits total verinnerlicht ist -  kann erreicht werden.
Sogar das Gegenteil ist bei fehlender Gläubigkeitsstärke zu befürchten: Zweifel um und um ...

Man kann sogar eine andere Vorgehensweise bedenken: Ein Mensch, der - warum auch immer - wirklich glaubt Seiner Gnade teilhaftig zu sein, wird kaum eine besondere Sehnsucht entwickeln, sich von den z.B. Grausamkeiten in der Bibel belästigen zu lassen. Und schon gar nicht von den menschenverfassten Anmaßungen diverser Vorschriften samt Dogmen, tradierten Richtschnüren und sogar "göttliche" Gebote, denen sofort nach dem angeblichen Erhalt der Gesetzestafeln zuwider gehandelt wurde und wird. Denn:

Moses hat "Du sollst nicht töten" erhalten -- und unmittelbar darauf folgt die Tötung von 3000 nicht zum Stamme Levi gehörenden Menschen.
2.Mose 32/ 25-29:
 Da nun Mose sah, daß das Volk zuchtlos geworden war (denn Aaron hatte sie zuchtlos gemacht, zum Geschwätz bei ihren Widersachern), trat er an das Tor des Lagers und sprach: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Kinder Levi.  Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Gürte ein jeglicher sein Schwert um seine Lenden und durchgehet hin und zurück von einem Tor zum andern das Lager, und erwürge ein jeglicher seinen Bruder, Freund und Nächsten.  Die Kinder Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und fielen des Tages vom Volk dreitausend Mann.

Das ist nur EIN Beispiel von vielen Ungereimtheiten des Alten Testamentes.
Gott als ein Stämme ausrotten lassender Stammesgott Israels ...
Oder als rachsüchtig Strafender in 3. Mose 20

Oder ein anderes, noch früheres Beispiel: Warum prüft ein "allwissender" Gott mit einem Verbot Adam und Eva am Baum der Erkenntnis?
Wo ER doch als Allwissender schon a priori das Ergebnis der Prüfung gekannt hätte, nicht wahr? Ach ja, und eine Schlange braucht Er auch noch dazu ...

"Sola Scriptura" ...; nicht einmal ansatzweise realistisch. Bestenfalls einen Methode, um die (zweifelnden!) Menschen zu den Verkündigungen in Kirchenräumen zu locken. Und dann aber beim kirchen-genehmen "Glaubenlernen" helfen.
Allerdings Martin Luther wörtlich:
"Wer die Erkenntnis der Sache nicht hat, dem wird die Erkenntnis der Worte nichts helfen."

Aber kann es nicht sein, dass bei manchen Menschen eine "Bedürftigkeit" nach der Bibel und der Anhörung der Worte besteht?
Zweifellos kann das so sein und ein Betroffener hat die (evangelische) Freiheit sich willentlich dem "Sola Scriptura" hinzugeben.

Denn die Evangelische Freiheit beinhaltet auch das Folgende
von Martin Luther - gegebenenfalls eben mit Mithilfe der Bibel und/oder Verkündigung des Wortes:
"Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn. Glaubst du, dass er gütig und barmherzig ist, so wirst du ihn so haben."

Dabei helfen jene Worte in der Bibel, deren Sinnhaftigkeit nicht angezweifelt werden können!
Beispiel 1) über die Vergebung:

"... und vergib uns unserer Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern ..."


Ist ja nach Matthäus aus der Bergpredigt als Teil des "Herrengebetes", umgangssprachlich "Vater Unser-Gebetes", bestens bekannt.

Weniger bekannt - und in Jahrzehnten in verschiedenen Kirchen am 14.2.2010 das erste Mal in der Reformierten Stadtkirche in Wien gehört - sind die beiden in der Bergpredigt folgenden Zeilen:

14 Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben,
15 Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.


Diese Zeilen schließen direkt an die oben erwähnte, bekannte Gebetszeile an und heben die Notwendigkeit des eigenen Vergebens quasi bestätigend nochmals hervor.


Bei Markus, also im ältesten(!) Evangelium, lautet der Text wie folgt, den ich für interessanter halte, weil vor ihm kein "Amen" steht, es sich also um Jesu Worte handeln kann. Er somit sogar Teil der Bergpredigt sein könnte, die bei Markus allerdings nicht in der späteren Form des Matthäus erwähnt wird.
Allerdings ist bei Markus die persönliche Vergebungsbereitschaft überhaupt der alleinige Kern von Jesu Gebetsunterweisung:

24Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden
25 Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler
26Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer Vater, der im Himmel ist, eure Fehler nicht vergeben.
 

Wenn man diesen Gedanken in die Tiefe entwickelt bleibt als Quintessenz, dass man für jene "Sünden" und Missverständnisse, die man anderen Menschen angetan hat, dann ja Gott gar nicht mehr um Vergebung bitten muss!
Ein klassisches eindeutiges Beispiel von "Ihr habt euch das gegenseitig oder einseitig angetan, also erledigt das gefälligst wieder in eigener Verantwortung!" Und ein Beweis für das falsche Konzept der Menschen-gespendeten(!!) Absolution samt Ablass-Unwesen.


Beispiel 2) über das Beten:

Bei Matthäus (Quelle "Bibel-Online") lautet der Beginn des Vater Unser wie folgt:

6 Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich.
7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen.
8 Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.  
9   Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt
usw.
13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel .
usw.


Ich halte das Vorwort zu "Unser Vater....", nämlich "Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.für sehr wichtig! Relativiert es doch die folgenden Bitten zu einem Vorschlag, dessen Befolgung zwar Sinn macht, aber nicht als Ultimatum oder sine qua non aufzufassen ist.
Ja, die Bitte
"Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel." ist eigentlich die Spitze einer unnotwendige Redundanz, die sogar voraussetzt, dass ER
1) vorhaben könnte, den Betenden in Versuchung zu führen und
2) auf Bitte bereit ist, davon abzulassen; seltsam, nicht wahr?
Erinnerungsfehler? Übersetzungsfehler? Überlieferungsfehler? Vieles möglich, leider.

Unter strikter Verinnerlichung der obigen Zeile 8 sind manche Kirchengebräuche wie Gebetslitaneien, aber auch besonders das öffentliche Aussprechen der sogenannten "Fürbitten" schlicht Gewohnheiten der Kirchen mit einem gewissen optischen und audiellen Effekt, dessen ein - angenommen - allwissender Gott kaum bedarf. Und der immer präsente "Teil des unendlichen Gottes in mir/uns" schon gar nicht! 

Etwas von Calvin: Johannes Calvin 1509-1564,  DAS Originalzitat zum "Vorgang" des Glaubens:
„Das ist eine Überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein Wissen, das seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz sicherer und beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das ist ein Empfinden, das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem, was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt – freilich reichen meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben! [...] Für jetzt wollen wir uns dies merken, dass nur der Glaube der echte ist, den der Heilige Geist in unseren Herzen versiegelt.
Ende des Zitats. Keine Rede von "sola scriptura" ...

Meine Ergänzung:
Gott ist "der er ist" (JHWH=Jahwe) jenseits jeder Begründung. Somit ist eine jedes Verstehen übersteigende persönliche Empfindung die Basis der Gotteserfahrung.
Rein subjektiv, nicht verifizierbar und von keinem Außenstehenden kritisierbar oder bekämpfbar.


Denkhilfen anzunehmen ist freilich sinnvoll! Aber ideologischen menschengeschaffenen(!) Zwängen zu entsprechen und dabei noch womöglich seine eigene Nachdenklichkeit oder sogar Überzeugung auf dem Opferstein der Dogmatik fallen zu lassen wäre sehr töricht.

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Zweiter Teil: Weiterführung 10.2.2014:


Nur "in Freiheit, mit Freiheit und durch Freiheit" ist ein weiterer Weg zur tiefen Gläubigkeit, völlig losgelöst vom "Sola Sciptura" der Buchreligionen, der eigentlich eine eigene Abhandlung wert ist. Gibt es doch gerade dazu etliche Statements kirchlicher Persönlichkeiten. Einstweilen hier weiter:

Beispielhaft:
Dr. Ines Knoll, amtsführende Pfarrerin der Lutherischen Stadtkirche Wien
Im Österreichischen Radio in den "Gedanken zum Tag" am 12.4.2008:
Daraus: „.... Irgendwann wirst auch Du Dich lösen von Formen und Gesetzen, die Dich nie gemeint haben und Du wirst aufgehen in Deiner Bestimmung und wirst [...] eingehen ins absolute Sprechen und Schweigen und Blicken und Lachen, ins Mensch-Sein. Und Dein Glaube braucht keinen Begriff und lässt sich nicht fassen in Formel und Dogma. Du lebst Deinen Glauben und Du bist frei"

Hervorragend passt hier auch die Pfingstpredigt 2012 von Pfarrerin Ines Knoll:
"Glaube dich frei", Pfingstsonntagspredigt:
Daraus: „.. Glaube Dich frei! Das ruft der Geist Gottes uns zu durch alle Lande, 
und er meint Dich und er meint mich, [...] und meint jede Kirche 
und jeden Menschen [...].  Und der Heilige Geist ruft ins Leben, [...]
Oder:
Pfarrer Wilfried Fussenegger im Jänner 2014 in der gleichen Kirche
Die Gnade und die Liebe Gottes hält sich an keine Grenzen,
hält sich nicht an die Bibel oder den Talmud,
noch sonst an ein Buch.

Und ganz sicher nicht an unser Urteil.
Oder:
Lutherischer Bischof Dr. Michael Bünker, Wien
In seinem neuen Buch "Mit weitem Herzen", Kapitel "Diagnosen-Hoffnungen -Therapien" Seite 278; ursprünglich schon veröffentlicht im Jahr 2003:
„Das 21. Jahrhundert braucht die charismatische und diakonische Kirche. Charismatisch ist die Kirche, wenn sie nicht mehr hierarchisch organisiert ist, sondern so, dass Achtung vor den Charismen jedem und jeder das unstrittige Expertentum für den eigenen Glauben und das eigene Leben einräumt......”.

Oder:
In der Enzyklika „Redemptoris Missio“ von Papst Johannes Paul II. kann man 1990 lesen, dass „sich die Kirche an den Menschen im vollen Respekt vor seiner Freiheit wendet. Die Mission bezwingt die Freiheit nicht, sondern begünstigt sie. Die Kirche schlägt vor, sie drängt nichts auf. Sie respektiert die Menschen und Kulturen, sie macht halt vor dem Heiligtum des Gewissens“. Das entspricht nicht mehr der früheren Lehre und den daraus resultierenden Aktionen gegen Andersdenkende.
Allerdings geht da schon auf Bemühungen
ab ca. 1970 von Johannes XXIII. und Paul VI.  zurück.


Erfahrene Menschen - zu denen ich mich im 8. Lebensjahrzehnt zählen muss - wissen, dass wirklich erfüllende Liebe nur in einer möglichst großen Freiheit existieren kann. Die Liebe zu und mit Menschen.
Analog freilich auch die Empfindung der Gottesliebe, und in ganz glücklichen Fällen sogar auch die Empfindung einer Gottespräsenz.
In beiden Liebes-Bereichen sind Zwang, Fundamentalismus und sonstige Unterdrückungs- und/oder Machtmittel völlig demotivierend.

Somit bin ich
Erzbischof Dr. Christoph Kardinal Schönborn
für seine Gedanken zum Evangelium am 9. Sonntag im Jahreskreis sehr dankbar!
Vollinhaltliches Teilzitat daraus:

„..... So aber ist es auch mit dem Willen Gottes. Er ist ja ein "Chef", der uns nicht "niedermacht", sondern uns vertraut. Er will ja nicht unsere blinde Unterwerfung, sondern unsere freie, vernünftige Mitarbeit. Wir dürfen auch fragen, warum er das so oder so will, warum er seine Gebote so oder so bestimmt hat. Gottes Willen ist nicht willkürlich. Auch wenn wir ihn nicht immer sofort verstehen und uns manchmal schwertun, bereitwillig zu sagen: "Dein Wille geschehe.””
Zu meiner Hervorhebung "sondern unsere freie, vernünftige Mitarbeit" möchte ich unbedingt anmerken, dass der damit verbundene Freiheitsbegriff eine Freiheit mit eben Vernunft und Verantwortung meinen dürfte. Eine mitfühlende, erfüllende und erfüllte Freiheit.

Der fatalistische, quasi die Vernunft negierende Freiheitsbegriff Luthers, den man ohne weiteres als "Narrenfreiheit" bezeichnen könnte, geht m.E. allerdings etwas zu weit:
Luther: Denn der „Christenmensch” habe „am Glauben genug” und ist „gewisslich von allen Geboten und Gesetzen entbunden”.
Wörtlich in seiner Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen".


Nochmals:
 
Hier sei ganz strikt festgehalten: Mein "Panentheistischer Glaube" ist kein kirchenbestimmtes Irgendetwas im Kleide der absurden Rechtfertigungslehre, dessen Problematik neuerdings der Theologe Nr.35 aufzeigt. Mein hier verwendetes Zitat "Alleine durch den Glauben" hat bei mir mit kirchengestalteten Glaubensbildern und -vorschriften extrem wenig zu tun. Auch nicht mit den protestantischen.

Das Reich Gottes ist "in uns" (Lukas 17, 21; wörtliche Übersetzung).

Ausgerechnet am Karsamstag 2014 nachträglich gefunden:
Theologe Nr.19
Achtung: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es den interessierten Lesern wie mir ergehen: noch stundenlang nach dem Lesen des Theologen Nr. 19 erfasste mich tiefgehender Ekel samt Brechreiz. Es ist erstaunlich, dass Menschen mit einer mindestens durchschnittlichen Intelligenz - egal welche Unterart der Intelligenz, wie analytisch, emotional, sozial etc. - dem "Glaubensgut" derart menschenschändender und somit gottesverachtender Kirchen-Teile zugetan sein können.
Es gibt eigentlich nur zwei Begründungen:  Uninformiertheit über die Geschehnisse der letzten zwei Jahrtausende. Oder die finanzielle Abhängigkeit einer Tätigkeit im kirchlichen Bereich.
Dazu gibt es noch eine "Unterbegründung": Die Überzeugung - trotz absoluten Skeptizismus in Dogmen und sonstige Bekenntnisschriften - zum Wohle der "Schäfchen" tätig zu sein. Eine wirkliche Sozialfunktion für Absolutionshungrige, aber auch echt Bedürftige.
Leider, aber schon sehr leider, wird damit eine Emanzipation von obsoleten Gesetzen einer "Pseudo-Wissenschaft" (Kardinal Ratzinger, später Papst Benedikt XVI. !) wirksam behindert.
Die Intelligenz bleibt im Käfig der Ekklesiologie eingesperrt. Oder führt in wenigen Fällen zu Ausbruch, sowohl von "Schäfchen", als auch von wohlbestallten Hirten. 


Anzumerken wäre noch, dass die Freiheit nicht im Gegensatz zum eigentlich synoptischen  „Allein durch meinen Glauben“ | „Allein durch die erhaltene Gnade“ steht!
Im Gegenteil, das kirchen-/dogmenfreie Glaubens-/Gnadenbewusstsein ist für das Empfinden der Gottespräsenz durchaus förderlich und keinesfalls unterdrückend! "Glaube dich frei ..." - siehe weiter oben.
Für eine ganz persönliche, wunschgerechte Einbeziehung von Christus ist freilich auch jede Freiheit vorhanden.


Und doch ..., leider doch, und sehr die Freiheit unterjochend:
Wie sagt so schön ein zufälligerweise am Datum der Erstveröffentlichung entdeckter Spruch:
Immer wieder behauptete Unwahrheiten werden nicht zu Wahrheiten,
sondern was schlimmer ist, zu Gewohnheiten.



Rudolf Fiala
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