» Die eigenverantwortliche dogmenfreie Gläubigkeit «

Laienspiritualität 14:
 Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.

500 Jahre Calvin: Er empfahl Freude und Fröhlichkeit.....
Ein schönes Konzept, aber fällt uns das von selbst in den Schoß?

© Rudolf Fiala, 22.3.2009 (Sonntag "Laetare")   check 20.06.2022


Johannes Calvin 1509-1564,  DAS Originalzitat zum "Vorgang" des Glaubens:

„Das ist eine Überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein Wissen, das seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz sicherer und beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das ist ein Empfinden, das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem, was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt – freilich reichen meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben! [...] Für jetzt wollen wir uns dies merken, dass nur der Glaube der echte ist, den der Heilige Geist in unseren Herzen versiegelt.”

Calvins Verständnis der Rolle der menschlichen Freiheit:
In den Institutiones schrieb er, dass Gott die Christen vom Gesetz befreit. Nicht, damit wir als zügellose Menschen leben können, sondern damit wir unsere Freiheit gebrauchen können, um Gott „fröhlich und mit großer Freudigkeit“ als Kinder Gottes nachzufolgen
(Institutiones  III, 19,5).

"Fröhlich und freudig" in Glaubensdingen, selbstverantwortlich und nicht fatalistisch von reglementierten, auch fundamentalistischen Außenmeinungen bestimmt! Weiters nicht in masochistischer Anbetung des Leidens und nicht in Überhöhung dessen angeblich glaubensfördernder Notwendigkeit!

Um Calvins Unterweisung leichter zu verstehen scheint es mir sinnvoll, extrem reduziert einen wesentlichen Unterschied zwischen Calvin und Luther herauszustreichen, wobei man nicht vergessen sollte, dass Calvin wesentlich jünger als Luther war und selbstverständlich Luthers Reformation kannte. Zum Zeitpunkt der Bauernkriege war Calvin erst 16 Jahre alt und vieles von dem, was Luther nach 1525 gesagt hat, fand seine Ablehnung. Beispielsweise Luthers Antisemitismus. Für Calvin sind die Juden und das Alte Testament eine nicht bestreitbare Grundlage des Christentums!

Calvin war sich seiner Eigenschaft als "Neugründer" einer Religionsrichtung bewusst - er brauchte damit wenig Rücksicht auf Althergebrachtes nehmen -, der junge Luther hingegen wollte als Mönch Teile seiner eigenen extrem unterdrückenden röm. kath. Religion verbessern; also Vorhandenes reformieren. Insbesondere das pästlich forcierte Ablassunwesen gab ihm die Kraft zu seinen Leistungen und war auch Hauptziel seiner Bestrebungen.

Und heute?
Aus dem gleichen Grund ist der Unterschied zwischen der jetzt "Reformierten" Helvetischen (HB) und Lutherischen (AB) Religion besonders gut in der Liturgie erkennbar, wobei die lutherische noch immer starke Anklänge an die aufwändige römische Liturgie hat, die helvetische aber eine neu konzipierte Gemeindefeier mit Verlesung, Predigt und Gesang darstellt. Ohne Anrufung, Schuldenbekenntnis und Absolution.

Auch ein "in persona Christi" ist den Reformierten HB. fremd, sowohl beim Abendmahl als auch anderen Anlässen.

Typisch ist beispielsweise dafür, dass manche refomierte Pfarrer bei der Segensbitte sich in diese Bitte mit "Uns" statt gegenüberstehendem "Euch" einschließen.
Der refomierte Pfarrer ist hierarchisch Primus inter pares. Auch das Allpriestertum des reform. Menschen steht als gegeben und berechtigt außer jedem Zweifel.
".... dort wo zwei oder mehr in meinem Namen ..... etc."
Somit steht folgerichtig zB. die Weitergabe des Kelches beim reformierten Abendmahl NICHT ausschließlich dem/r Pfarrer/in oder seinen Helfern zu.

Zum Abendmahlsverständnis gab es einen Streit, der die Vereinigung der Lutheraner und Helveten von Anfang an verhinderte:

Nach reformiertem Verständnis habe das Abendmahl Gedächtnischarakter und diene der Vergegenwärtigung Jesu Christi. "Dabei solle sich nicht Brot und Wein, wohl aber der gläubige Mensch verwandeln und gestärkt weggehen".

Der österr. Bischof der Lutherischen Kirche Dr. Michael Bünker resümierte in einer Veranstaltung der "Evangelischen Woche " am 11.3.2009 in Wien, dass in der heutigen protestantischen Ökumene sich nach den vielen Auseinandersetzungen in der Reformationszeit die Auffassung Calvins durchgesetzt habe. Original hier:  Evangelische Woche (Betrifft nur die evang. Ökumene!)
"Ecclesia semper est reformanda", der integrale Teil des reformierten helvetischen Religionsverständnisses wird allgemein goutiert, neuerdings auch immer mehr sogar von der Lutherischen AB Kirche, wie ich den Eindruck habe.

Ich halte es für erwähnenswert, dass die  lutherische Reformation im 16.Jahrhundert keinesfalls spontan aufgetreten ist, sondern schon mehr als hundert Jahre früher unter anderen John Wyclif und Jan Huss den philosophischen Boden aufbereitet haben.
John Wyclif (geb.1330, gest.1384) und Jan Huss (geb.1370, verbrannt 1415) 

Zu John Wyclif (Wycliffe) / Universität Oxford: Er proklamierte unter anderem die Lehre von der „Macht allein durch Gnade”, der zufolge Gott selbst jede Autorität direkt verleiht und bestritt den politischen Machtanspruch des Papstes.
Was sogar zur rachevollen rituellen Verbrennung seiner Gebeine 33 Jahre nach seinem Tod führte.....

Apropos Ermordungen von Millionen Menschen unter dem Deckmäntelchen des Christentums oder als christeninterner Religionskrieg mit Millionen von Toten zwischen den päpstlichen machterhaltenwollenden Herrschaftsinhabern und der Reformation:
Wenn Jesus "sitzend zur rechten Hand Gottes" all das beobachten würde, das durch jetzt fast 2 Jahrtausende als Folge seiner Kreuzigung erfolgte, müsste er sein Opfer wohl als gescheitert betrachten! Purer menschenverachtender Macht-Darwinismus!
Sein Leben, seine Zitate und sein Opfer, dessen zu großer Interpretationsspielraum baldigst mit Paulus beginnend in reglementierte Richtungen führte, deren Sinnhaftigkeit heute rückblickend entschieden anzuzweifeln sind! Zumindest in großen Teilen.

Den christlichen Kirchen ist es NICHT gelungen - kann auch nicht - einen Nachweis für die Existenz Gottes zu erbringen!
Im Gegenteil, das errichtete Glaubensgebäude steht auf tönernen Füßen und ist logisch gesehen völlig unwahrscheinlich.
Der dabei verlangte, bewusste Verzicht auf die Gottesgabe "Intelligenz" für Kirchendinge ist doch brutalste Anmaßung schlechthin!

Die Fortsetzung des römischen Kaisertums unter anderem Namen hat der "Sache Jesu" einen schlechten Dienst erwiesen!  
Und genau auf dieser "römischen" Interpretierbarkeit beruhen die Aussagen moderner Feldherren - auch des zwanzigsten und einundzwanzigsten(!) Jahrhunderts -, dass ihnen angeblich Gott erschienen sei und sie zu ihrem Tun ermächtigt habe.

Freilich ist Gott das große unerkennbare Geheimnis, aber das dürfte - vermutlich, ich weiß es nicht - ER doch wahrlich nicht getan haben!

ER ist schlicht DAS Geheimnis, aber nicht nur für uns "gewöhnliche" Sterbliche, sondern auch für alle Menschen, unabhängig von religiösen Quellen und Intentionen ("Gibt es einen Willen zur Religion und Abhängigkeit, und wenn ja, warum?" wäre doch ein interessantes Thema nicht wahr?) samt Auslegungen und Sekundärliteratur, Hierarchien und universitären selbstmotivierenden Gruppenstudien, Arbeitshypothesen, Pseudo-Offenbarungen und sonstiger Prophetien samt Beeinflussungsversuchen an den berufshirtlich geführten Schafen.


Es ist zum Weinen: Ich wollte doch ursprünglich nur etwas Kurzes über Calvins Freude und Fröhlichkeit schreiben, quasi als Ergänzung zu meiner Abhandlung "Freude schöner Götterfunke 24.12.2008". Und jetzt sitze ich wieder einmal vor dem Computer, weiß nicht weiter und muss mit dem Frust aus 2000 Jahren christlichen Religionsgeschehen und unchristlichem Machterhalt, für den Menschleben nicht zählten oder zählen, fertig werden. Aber in dieser Calvin-Abhandlung auch noch mit der epochebedingten Härte Calvins als Jurist und Richter! Die ist ihm allerdings von "Berufeneren"(?) schon zum Vorwurf gemacht worden, also lasse ich es hier unbehandelt.

 - - - - - - - - - - Oh Gott! - - - - - - - - - -

Nun, vielleicht gelingt damit der Übergang:

Gottes Volk ist von elender Knechtschaft befreit, damit es nun seinen Befreier in freudiger Bereitschaft gehorsam verehre. (Institutiones II 8,15)

Freudige Bereitschaft....
Nun, die kann man ja nicht anordnen, nicht wahr? Fröhliches Hallelujasingen allezeit. Unsinn.

Sogar Jesus verfiel dem zeitweiligen Trübsinn, wie die Episode vom verdorrten Feigenbaum ausreichend dokumentiert - ob sie nun wahr ist oder nicht...., wie vieles andere auch.

Aber im Sinne der evang. Willensfreiheit und der hochgeschätzen Eigenverantwortung gibt es einen Begriff, der fundamental für das persönliche Empfinden ist. Der Begriff: "ZULASSEN"! Also sich vertrauensvoll hinzugeben in einen Bereich seines Lebens oder an ein erleuchtendes Ereignis. Im besten Fall entsprechend Calvins Vivifikation (Belebung).

Das bedarf freilich Mut und gar oft der Reduktion der Außeneinflüsse. Was gar nicht schwerfällt, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass "Außeneinflüsse" doch auch "nur" von Menschen, von "Schriftgelehrten", kommen. Ohne deren Absichten jetzt im Detail zu hinterfragen und sogar zu verdammen, sind sie ziemlich unwesentlich für unser eigenes Glaubensempfinden.
Der durch die Jahrtausende verlangte Verzicht auf die störende, aber trotzdem gottgegebene Intelligenz, nur um die Inkonsistenzen und Widersprüchlichkeiten der "Schrift" kritiklos zu assimilieren, ist ja auch kaum gottgewollt. Da wäre ja "Intelligenz" eine sinnlose Qualität ohne jede Wirkung und Berechtigung.

Nur: Welcher Teil der Intelligenz soll zur Anwendung kommen?
Ein Beispiel anhand meiner Website und des damit verbundene Aufwandes, was sagen dazu meine "unterschiedlichen" Intelligenz-Teile?

- Praktische I. (Intelligenz) sagt "Stop; und erspare Dir damit jeden Aufwand inkl. Strom- und Abnutzungskosten für PC, Licht, Raumheizung etc.".

+ Medizinische I. sagt "Ja, es hält Dein Gehirn im Training und überbrückt außerdem manchmal die Zeit der morgendlichen Schlaflosigkeit. Das dadurch
endokrinologisch ausgelöste Wohlempfinden ist doch alleine schon ein medizinischer Beweis für die Sinnhaftigkeit".

+ Kreative I. sagt "Natürlich machst Du das, weil Du eben aus einem Grundgedanken ein Konzept entwickeln und bis zu einer veröffentlichbaren Abhandlung entwickeln kannst".

- Prognostische I. sagt "Lass es bleiben, es führt eh zu nichts. Die Menschen werden in Zukunft noch ganz andere selbstverursachte Probleme haben".
 
- die "dunkle I." sagt "Lass den Haufen dahinwurschteln, wie er es seit Jahrtausenden tut. In diesem Jahrhundert kommt ohnedies gleich zwei mal der Asteroid Apophis in unmittelbare Erdnähe, dann ist alles Vorherige vielleicht nur mehr Kleinkram".

- die plebeisch, darwinistisch soziale I. sagt "Gib's auf, Du erntest doch keine Anerkennung und schon gar nicht von den religiös Konservativen".


+ die hoffende I. sagt "Wenn Du nur einem EINZIGEN Menschen mit Deinen Veröffentlichungen helfen kannst, ihm eine Hilfe zum Ausbruch aus anerzogenen Schuldkomplexen geben kannst," - wie sie mir als einer meiner beiden "spirituellen Erst-Erwecker" Pfarrer Kurt Audetat mit seinem Buch «Befreiung aus 2000 Jahren christlicher Angst» erschienen 2008 gab - "dann haben sich Deine vielen Entwurf-, Editier- und Computerstunden bereits ausgezahlt".

+ die "ich" I. sagt "Gut, dass Du das machst, das haben Dir doch indirekt überraschender Weise schon berufliche Kirchenleute bestätigt! Es ist deutlich ein allgemeiner Aufbruch in Glaubensdingen quer durch die Konfessionen bezw. örtlichen und theologischen Teilen dieser Konfessionen bemerkbar. Die oftmals erstaunlichen Übereinstimmungen mit Teilen Deiner Veröffentlichungen Wochen und Monate später entdeckt, gehört oder gelesen beweisen, dass sie von manchen kirchlichem "Meinungsbildner" gelesen und als richtig befunden werden. Also, was willst Du noch?"

+++ die gläubige I. sagt "Eigentlich könnten Dir die persönliche Ereignisse rund um Familie, Gesundheit und Glaube der Jahre 2007/2008 als Beweis der Gnade ausreichen. Auch wenn das für Dich nicht zuständige Fundamentalisten als «Schwärmerei» abtun - aus dem Glaspalast der menschengeschaffenen, widerspruchlos hingenommenen Doktrinen...."

- die zweifelnde I. sagt "Lass den Blödsinn, das glaubt Dir eh niemand, Du kannst nichts beweisen - genau so wie andere Schreiberlinge - und überhaupt, was soll das Ganze..."


Und der winzig "Kleine Reformierte HB" in mir sagt: "Habe keine Angst, Dich vor den obrigkeitsgläubigen Hochnäsige, Hoffährtigen, Überheblichen und Fundamentalisten zu blamieren. Ihre Meinung über Dich ist genau so unwesentlich wie Deine Meinung über manchen von denen. Wenn Du Dir überhaupt zufälligerweise eine Meinung über sie bildest.
Verschwende nicht Deine Kraft, Begeisterung, Intuition und Empfindung an Nebensächlichkeiten. Für Dich als Helvete gilt ausschließlich Dein Gewissen in Freiheit und Verantwortung!"

Na, da hat mein freiheitsbewusster "Kleiner Helvete" wohl nicht ganz unrecht! Der sich sehr oft in der Nähe des Reformators Heinrich Bullinger fühlt, das ganz nebenbei.

Zu Bullinger:

Mitverfasser des ersten Helvetischen Bekenntnisses, Verfasser des zweiten Helv. Bekenntnisses.
Fritz Blanke: Heinrich Bullinger: Vater der reformierten Kirche. Theologischer Verlag, Zürich 1990. ISBN 3290100790

Last but not least gibt es noch meine musikalische Intelligenz und die meint "freudig und fröhlich" wie von Calvin empfohlen:
Österr. Evang. Kirchengesangsbuch 447 ("Lobet ...." und einige der zutreffenden Gründe dafür im Liedtext....)


Nun denn, wo bleibt jetzt die Anweisungen für die Calvin'sche Freude und Fröhlichkeit in dieser Abhandlung?

Erst jetzt habe ich in der Ausarbeitung dieser Abhandlung erkannt, dass Ich Ihnen beides hier nicht frei Haus liefern kann.

Sie können Beides nur in sich selbst finden, in Ihrem eigenen, nur Ihnen selbst verantwortlichen Gedankengebäude.
Möge Ihnen die Gnade Gottes bei Ihrem "Willensakt zur Freudigkeit" dabei helfen!

Und Sie vor Bedrücktheit, Verbohrtheit, Resignation und was es noch mehr an negativen Gefühlen gibt bewahren.  

Dorothee Sölle sagt einmal: "Gott hat keine anderen Hände als die unseren."

Sinngemäß und folgerichtig ergänze ich: "Gott hat auch keine anderen Köpfe als unsere; und die aller Lebewesen."
 

Rudolf Fiala

nach oben