Johannes
Calvin 1509-1564, DAS
Originalzitat
zum "Vorgang" des Glaubens:
„Das ist eine
Überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein
Wissen, das
seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz
sicherer und
beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das
ist ein Empfinden,
das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem,
was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt
– freilich reichen
meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben!
[...] Für jetzt wollen wir uns dies merken, dass nur der
Glaube der
echte ist, den der Heilige Geist in unseren Herzen
versiegelt.”
Calvins
Verständnis der Rolle der menschlichen Freiheit:
In
den Institutiones schrieb er, dass Gott die Christen
vom Gesetz
befreit. Nicht, damit wir als zügellose Menschen leben
können, sondern damit wir unsere Freiheit gebrauchen
können,
um Gott „fröhlich und
mit großer
Freudigkeit“ als Kinder
Gottes nachzufolgen
(Institutiones III, 19,5).
"Fröhlich
und freudig" in Glaubensdingen,
selbstverantwortlich und nicht fatalistisch von reglementierten,
auch fundamentalistischen Außenmeinungen bestimmt! Weiters
nicht
in masochistischer Anbetung des Leidens und nicht in
Überhöhung dessen angeblich
glaubensfördernder
Notwendigkeit!
Um
Calvins Unterweisung leichter zu verstehen scheint es
mir sinnvoll, extrem reduziert einen wesentlichen Unterschied zwischen
Calvin und Luther herauszustreichen, wobei man nicht vergessen sollte,
dass Calvin wesentlich jünger als Luther war und
selbstverständlich Luthers Reformation kannte. Zum Zeitpunkt
der
Bauernkriege war Calvin erst 16 Jahre alt und vieles von dem, was
Luther nach 1525 gesagt hat, fand seine Ablehnung. Beispielsweise
Luthers Antisemitismus. Für Calvin sind die Juden und das Alte
Testament eine nicht bestreitbare Grundlage des Christentums!
Calvin
war sich
seiner Eigenschaft als "Neugründer" einer Religionsrichtung
bewusst - er brauchte damit wenig Rücksicht auf
Althergebrachtes nehmen -, der
junge Luther hingegen
wollte als Mönch Teile seiner eigenen extrem
unterdrückenden röm. kath.
Religion verbessern; also Vorhandenes reformieren. Insbesondere das
pästlich forcierte Ablassunwesen
gab ihm die Kraft zu seinen Leistungen und war auch Hauptziel seiner
Bestrebungen.
Und heute?
Aus dem gleichen
Grund ist der
Unterschied zwischen der jetzt "Reformierten" Helvetischen (HB) und
Lutherischen (AB) Religion besonders gut in der Liturgie erkennbar,
wobei die lutherische noch immer starke Anklänge an die
aufwändige römische Liturgie hat, die helvetische
aber eine neu konzipierte Gemeindefeier mit Verlesung, Predigt und
Gesang darstellt.
Ohne Anrufung, Schuldenbekenntnis und Absolution.
Auch
ein "in persona Christi" ist den Reformierten HB. fremd,
sowohl
beim Abendmahl als auch anderen Anlässen.
Typisch
ist beispielsweise dafür, dass manche refomierte Pfarrer bei
der Segensbitte sich in diese Bitte mit "Uns" statt
gegenüberstehendem "Euch"
einschließen.
Der refomierte Pfarrer ist
hierarchisch Primus inter pares. Auch
das Allpriestertum des reform. Menschen steht als gegeben und
berechtigt
außer jedem Zweifel.
"....
dort wo zwei oder mehr in meinem Namen ..... etc."
Somit
steht folgerichtig zB. die Weitergabe des Kelches beim reformierten
Abendmahl NICHT
ausschließlich dem/r Pfarrer/in oder seinen Helfern zu.
Zum
Abendmahlsverständnis gab es einen Streit, der die Vereinigung
der Lutheraner und Helveten von Anfang an verhinderte:
Nach
reformiertem Verständnis habe das Abendmahl
Gedächtnischarakter und diene der Vergegenwärtigung
Jesu Christi. "Dabei
solle sich nicht Brot und Wein, wohl aber der gläubige Mensch
verwandeln und gestärkt weggehen".
Der
österr. Bischof der Lutherischen Kirche Dr. Michael
Bünker
resümierte in einer Veranstaltung der "Evangelischen Woche "
am 11.3.2009 in Wien, dass in der heutigen
protestantischen Ökumene sich nach den vielen
Auseinandersetzungen
in der Reformationszeit die Auffassung Calvins durchgesetzt
habe. Original
hier: Evangelische
Woche (Betrifft nur die evang. Ökumene!)
"Ecclesia
semper est reformanda", der integrale Teil des reformierten
helvetischen Religionsverständnisses wird allgemein goutiert,
neuerdings auch immer mehr sogar von der Lutherischen AB Kirche, wie
ich den Eindruck habe.
Ich
halte es für erwähnenswert, dass die
lutherische Reformation im
16.Jahrhundert keinesfalls spontan aufgetreten ist, sondern schon mehr
als
hundert Jahre früher
unter
anderen John Wyclif und Jan Huss den philosophischen
Boden
aufbereitet haben.
John
Wyclif (geb.1330, gest.1384) und Jan Huss
(geb.1370, verbrannt 1415)
Zu
John Wyclif (Wycliffe) / Universität Oxford: Er
proklamierte unter anderem die Lehre von der „Macht allein
durch
Gnade”, der zufolge Gott selbst jede Autorität
direkt verleiht und bestritt den politischen Machtanspruch des Papstes.
Was sogar zur rachevollen rituellen Verbrennung seiner
Gebeine 33 Jahre nach seinem Tod führte.....
Apropos
Ermordungen
von
Millionen Menschen unter dem Deckmäntelchen des Christentums
oder als christeninterner
Religionskrieg mit Millionen von Toten zwischen den
päpstlichen machterhaltenwollenden Herrschaftsinhabern und der
Reformation:
Wenn Jesus "sitzend zur rechten Hand Gottes" all
das beobachten würde, das durch jetzt fast 2 Jahrtausende als
Folge seiner Kreuzigung erfolgte, müsste er sein Opfer wohl
als gescheitert betrachten! Purer menschenverachtender
Macht-Darwinismus!
Sein Leben, seine Zitate und sein
Opfer, dessen zu großer Interpretationsspielraum
baldigst mit Paulus
beginnend in reglementierte Richtungen führte, deren
Sinnhaftigkeit heute rückblickend entschieden anzuzweifeln
sind! Zumindest in großen Teilen.
Den
christlichen Kirchen ist es NICHT gelungen - kann
auch nicht - einen Nachweis für die Existenz
Gottes zu erbringen!
Im Gegenteil, das errichtete
Glaubensgebäude steht auf tönernen
Füßen und ist logisch gesehen völlig
unwahrscheinlich.
Der dabei verlangte, bewusste Verzicht auf
die
Gottesgabe "Intelligenz" für Kirchendinge ist doch brutalste
Anmaßung schlechthin!
Die
Fortsetzung des römischen
Kaisertums unter anderem Namen hat der "Sache Jesu" einen
schlechten Dienst erwiesen!
Und genau auf dieser
"römischen" Interpretierbarkeit beruhen die Aussagen moderner
Feldherren - auch des zwanzigsten und einundzwanzigsten(!) Jahrhunderts
-, dass ihnen angeblich Gott erschienen sei und sie zu ihrem Tun
ermächtigt habe.
Freilich
ist Gott das große unerkennbare
Geheimnis, aber das dürfte - vermutlich, ich weiß es
nicht - ER doch wahrlich nicht getan haben!
ER ist
schlicht DAS
Geheimnis, aber
nicht nur für uns "gewöhnliche" Sterbliche, sondern
auch für alle Menschen,
unabhängig von religiösen Quellen und
Intentionen ("Gibt
es einen Willen zur Religion und Abhängigkeit, und wenn ja,
warum?" wäre doch ein interessantes Thema nicht wahr?) samt
Auslegungen und Sekundärliteratur, Hierarchien und
universitären selbstmotivierenden Gruppenstudien,
Arbeitshypothesen,
Pseudo-Offenbarungen und sonstiger Prophetien
samt Beeinflussungsversuchen an den berufshirtlich
geführten Schafen.
Es
ist zum Weinen: Ich
wollte doch ursprünglich nur etwas Kurzes über
Calvins Freude und
Fröhlichkeit schreiben, quasi als Ergänzung zu meiner
Abhandlung "Freude
schöner
Götterfunke 24.12.2008".
Und jetzt sitze ich wieder
einmal vor dem Computer, weiß nicht weiter und muss mit dem
Frust aus 2000 Jahren christlichen Religionsgeschehen und
unchristlichem
Machterhalt, für den Menschleben nicht zählten oder
zählen, fertig werden. Aber in dieser Calvin-Abhandlung auch
noch mit der epochebedingten Härte Calvins als Jurist und
Richter!
Die ist ihm allerdings von "Berufeneren"(?) schon zum Vorwurf gemacht
worden, also lasse ich es hier unbehandelt.
- - - - - - - - - - Oh Gott! - - - - - -
- - - -
Nun,
vielleicht gelingt damit der Übergang:
Gottes
Volk ist von elender Knechtschaft befreit, damit es nun seinen
Befreier in freudiger Bereitschaft gehorsam verehre. (Institutiones
II 8,15)
Freudige
Bereitschaft....
Nun, die kann man ja nicht anordnen, nicht
wahr? Fröhliches Hallelujasingen allezeit. Unsinn.
Sogar
Jesus verfiel dem zeitweiligen Trübsinn, wie die Episode vom
verdorrten Feigenbaum ausreichend dokumentiert - ob sie nun wahr ist
oder nicht...., wie vieles andere auch.
Aber
im Sinne der evang. Willensfreiheit und der hochgeschätzen Eigenverantwortung
gibt es einen Begriff, der fundamental für das
persönliche Empfinden ist. Der Begriff: "ZULASSEN"! Also sich
vertrauensvoll hinzugeben in einen Bereich seines Lebens oder an ein
erleuchtendes Ereignis. Im besten Fall entsprechend Calvins
Vivifikation (Belebung).
Das bedarf freilich Mut und
gar oft der Reduktion der Außeneinflüsse. Was gar
nicht schwerfällt, wenn man sich ins Gedächtnis ruft,
dass "Außeneinflüsse" doch auch "nur" von Menschen,
von "Schriftgelehrten",
kommen. Ohne deren Absichten jetzt im Detail zu hinterfragen und sogar
zu verdammen, sind sie ziemlich
unwesentlich für unser eigenes Glaubensempfinden.
Der
durch die Jahrtausende verlangte Verzicht auf die störende,
aber trotzdem gottgegebene
Intelligenz, nur um die Inkonsistenzen und
Widersprüchlichkeiten
der "Schrift" kritiklos zu assimilieren,
ist ja auch kaum gottgewollt. Da wäre
ja "Intelligenz" eine sinnlose Qualität ohne jede Wirkung und
Berechtigung.
Nur: Welcher Teil der Intelligenz soll
zur Anwendung kommen?
Ein Beispiel anhand meiner Website und
des
damit verbundene Aufwandes, was sagen dazu meine "unterschiedlichen"
Intelligenz-Teile?
-
Praktische I. (Intelligenz) sagt "Stop; und erspare Dir damit jeden Aufwand inkl.
Strom- und Abnutzungskosten für PC, Licht, Raumheizung etc.".
+
Medizinische I. sagt "Ja, es hält Dein Gehirn im Training und
überbrückt außerdem manchmal die Zeit der
morgendlichen
Schlaflosigkeit. Das
dadurch endokrinologisch ausgelöste Wohlempfinden
ist doch alleine schon ein
medizinischer Beweis für die Sinnhaftigkeit".
+
Kreative I. sagt "Natürlich machst Du das, weil
Du eben aus
einem Grundgedanken ein Konzept entwickeln und bis zu einer
veröffentlichbaren Abhandlung entwickeln kannst".
-
Prognostische
I. sagt "Lass es bleiben, es führt eh zu nichts. Die Menschen
werden in Zukunft noch ganz andere selbstverursachte Probleme
haben".
- die "dunkle I." sagt "Lass den
Haufen
dahinwurschteln, wie er es seit Jahrtausenden tut. In diesem
Jahrhundert kommt ohnedies gleich zwei mal der Asteroid
Apophis in unmittelbare Erdnähe, dann ist alles
Vorherige vielleicht nur mehr Kleinkram".
-
die plebeisch, darwinistisch
soziale I. sagt "Gib's auf, Du erntest doch keine Anerkennung und schon
gar nicht von den religiös Konservativen".
+
die hoffende I. sagt "Wenn Du nur einem EINZIGEN Menschen mit Deinen
Veröffentlichungen helfen kannst, ihm eine Hilfe zum Ausbruch
aus
anerzogenen Schuldkomplexen geben kannst," - wie sie mir als einer
meiner beiden "spirituellen Erst-Erwecker" Pfarrer Kurt
Audetat mit seinem Buch «Befreiung aus 2000 Jahren
christlicher
Angst» erschienen 2008 gab - "dann haben sich Deine vielen
Entwurf-,
Editier- und Computerstunden bereits ausgezahlt".
+
die "ich" I.
sagt "Gut, dass Du das machst, das haben Dir doch indirekt
überraschender Weise schon berufliche Kirchenleute
bestätigt! Es ist
deutlich ein allgemeiner Aufbruch
in Glaubensdingen quer durch die
Konfessionen bezw. örtlichen und theologischen Teilen dieser
Konfessionen bemerkbar. Die oftmals erstaunlichen
Übereinstimmungen mit Teilen Deiner
Veröffentlichungen Wochen
und Monate später entdeckt, gehört
oder gelesen beweisen, dass sie von manchen kirchlichem
"Meinungsbildner" gelesen und als richtig befunden werden. Also, was
willst Du noch?"
+++ die gläubige I. sagt
"Eigentlich
könnten Dir die persönliche Ereignisse rund um
Familie,
Gesundheit und Glaube der Jahre 2007/2008 als Beweis der Gnade
ausreichen. Auch wenn das für Dich nicht zuständige
Fundamentalisten als «Schwärmerei» abtun -
aus dem
Glaspalast der menschengeschaffenen, widerspruchlos hingenommenen
Doktrinen...."
- die zweifelnde I. sagt "Lass den
Blödsinn,
das glaubt Dir eh niemand, Du kannst nichts beweisen - genau
so wie andere Schreiberlinge - und
überhaupt, was soll das Ganze..."
Und
der winzig "Kleine Reformierte HB" in mir sagt: "Habe keine Angst, Dich
vor
den obrigkeitsgläubigen Hochnäsige,
Hoffährtigen,
Überheblichen und
Fundamentalisten zu blamieren. Ihre Meinung über Dich ist
genau so
unwesentlich wie Deine Meinung über manchen von denen. Wenn Du
Dir überhaupt
zufälligerweise eine Meinung über sie bildest.
Verschwende
nicht Deine Kraft,
Begeisterung,
Intuition und Empfindung an Nebensächlichkeiten. Für
Dich als
Helvete gilt ausschließlich Dein Gewissen in Freiheit und
Verantwortung!"
Na, da hat mein freiheitsbewusster
"Kleiner Helvete" wohl nicht ganz unrecht! Der sich sehr oft in der
Nähe des Reformators Heinrich Bullinger
fühlt, das ganz nebenbei.
Zu
Bullinger:
Mitverfasser des ersten
Helvetischen Bekenntnisses, Verfasser des zweiten Helv. Bekenntnisses.
Fritz
Blanke: Heinrich Bullinger: Vater der reformierten Kirche.
Theologischer Verlag, Zürich 1990. ISBN 3290100790
Last
but not least gibt es noch meine musikalische Intelligenz und
die meint "freudig und fröhlich" wie von Calvin empfohlen:
Österr.
Evang. Kirchengesangsbuch 447 ("Lobet ...." und einige der zutreffenden
Gründe dafür im
Liedtext....)
Nun denn, wo
bleibt jetzt die Anweisungen für die Calvin'sche Freude und
Fröhlichkeit in dieser Abhandlung?
Erst
jetzt habe ich in der Ausarbeitung dieser Abhandlung erkannt, dass
Ich Ihnen beides hier nicht
frei Haus liefern kann.
Sie
können Beides nur in sich selbst finden, in Ihrem eigenen, nur
Ihnen selbst verantwortlichen Gedankengebäude.
Möge
Ihnen die Gnade Gottes bei Ihrem "Willensakt zur Freudigkeit" dabei
helfen!
Und Sie vor
Bedrücktheit, Verbohrtheit, Resignation und was es noch mehr an
negativen Gefühlen gibt bewahren.
Dorothee
Sölle sagt einmal: "Gott hat keine anderen
Hände als die
unseren."Sinngemäß
und folgerichtig ergänze ich: "Gott hat auch keine anderen
Köpfe als unsere; und die aller Lebewesen."
Rudolf
Fiala