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Laienspiritualität 56: Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun. 
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.


Die absurde Erwählungslehre "Doppelte Prädestination"; leider ein Kern Calvins.
Egomane Auserwählte gegen hoffnungslos Verdammte.

Nachtrag 6.4.2012: Die "doppelte Vorherbestimmung" ist gar keine Idee Calvins, sondern wurde im Frühchristentum von einigen der damals um die Vorherrschaft kämpfenden Christengruppen intensiv behauptet und verteidigt. Und auch später von konkurierenden Päpsten und Bischöfen samt deren Anhängern.
Erstaunlich, was auch hier Gott unbeweisbar unterstellt wurde.
Wobei die Unbeweisbarkeit an sich freilich das geeignetste Werkzeug für beliebig Unterstellendes darstellte, sei es noch so absurd. Oder das Gottesprinzip beleidigend.
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© Rudolf Fiala, 22.6.2011, Wichtige Funde 20.9.2011 (Karl Barth)    check 15.06.2022
Anmerkung: "Doppelt" bedeutet hier "zweiseitig, zweischneidig, ambivalent ..." und hat mit der "mathematischen Wert-Verdoppelung" überhaupt nichts zu tun.


Von Luther
kann man bis 1525 sagen, dass der Kern seiner Reformation sinnvoll war und ist. Siehe Der junge Luther

Calvins philosophischer Kern hingegen, nämlich die "Doppelte Prädestination" ist ein im Prinzip menschenverachtendes Konstrukt und es ist erstaunlich, dass der Calvinismus heutzutage derartig über den Erdball verbreitet ist. Einerseits; aber andererseits begünstigt der Calvinismus die Machtausübung elitärer Gruppen anhand eines unterstellt "göttlichen Prinzips". Eine Machtausübung, die in letzter Konsequenz sogar zu den Kriegen gegen den Irak und Afghanistan geführt hat, da der Kriegsherr Bush sich sogar als von Gott dazu berufen deklarierte.

Zitat aus "Gotteswahn" :
London - Einem Bericht der BBC vom September 2005 zu­folge ist US-Präsident George W. Bush bei seinen Entscheidungen zur Invasion Afghanistans und Iraks göttlicher Weisung gefolgt. Bush soll dies einer Palästinenser-Dele­gation gegenüber im Juni 2003 be­kannt haben. Das Weiße Haus be­zeichnete die Darstellung als „falsch" und „absurd". In der Ver­gangenheit hatte der US-Präsident allerdings mehrfach sein Handeln auf Gottes Geheiß zurückgeführt.
Die BBC, die renommierte öffentliche Rundfunkanstalt Großbritanniens, beruft sich auf ein Interview mit dem frü­heren palästinensischen Außenmi­nister Nabil Schaath. In einer Doku­mentation über den Nahost-Kon­flikt erklärt Shaath, er habe Bush bei einem Treffen in Scharm el-Scheich zum palästinensischen Regierungschef Mahmud Abbas sagen hören, Gott habe ihn, Bush, beauftragt, im Nahen Osten für Frieden zu sorgen, und Israel Sicherheit und den Pa­lästinensern einen eigenen Staat zu verschaffen.

 
In diesem Zusammenhang habe Bush auch über die amerikanische Invasion Afghanistans und Iraks gesprochen und wörtlich gesagt:

" Mich treibt eine Mission von Gott. Gott sagte zu mir: George, zieh los und bekämpf diese Terroristen in Afghanistan. Also habe ich das ge­tan. Und dann sagte Gott zu mir: George, geh und setz der Tyrannei im Irak ein Ende. Und auch das habe ich getan."


Zitat Ende.

Mit welcher Lockerheit der egomane Feldherr behauptet, in göttlichen Auftrag den Start zur Vernichtung von Millionen von Menschen initiiert zu haben, erstaunt. Aber genauso, dass er dazu auf die notwendigen Mitläufer, ja Mittöter als Ausführende zurückgreifen konnte. Dank des menschenverachtenden Systems "Militärwesen".
Dessen sich auch die großen mörderischen Verbrecher der Vergangenheit wie der Ritalin-süchtige A. Hitler und seine Suchtgift-enthemmten ("Wunderpille Pervitin", Kokain, Morphium) menschenverachtenden Mitstreiter, aber auch Alexander d. Gr., Karl d. Gr. und alle anderen mit dem Geschichtsattribut "der Große" bedienen konnten. Gesichertes Brot für die Mitläufer durch das Kriegshandwerk.
----------- o o o o -----------


Nun also "Doppelte Prädestination", kompetent abgehandelt hier
http://www.reformiert-info.de/274-0-56-3.html

Zitat daraus:

[...] Negativ formuliert: in einigen Versionen hat sie in nicht zu unterschätzendem Maße zu seelsorgerlichen Ängsten und Nöten und zu tiefsten Selbstzweifeln beigetragen, aber auch zu Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit einer Schar von Christinnen und Christen, die sich im Gegensatz zu den "Anderen" für die Auserwählten Gottes hielten.[...]

[...]

Gottes ewiger Ratschluss
Als eine (zugegebenermaßen verallgemeinernde) Ausgangsbestimmung der Lehre von der Prädestination kann die folgende Beschreibung dienen, die Prädestination als "Gottes ewiges Dekret, durch das alle Geschöpfe zu ewigem Leben oder Tod vorherbestimmt werden" definiert und die die sogenannte "doppelte Prädestination" wie folgt beschreibt: "Gott bestimmt oder erwählt durch ewige Dekrete die einen zu ewigen Seligkeit und verurteilt die anderen zur Verdammung." (Donald McKim) Sind auch in dieser Definition längst nicht alle Details prädestinarischer Argumentationen enthalten, so liefert sie doch zusammengenommen mit dem kurzen Text aus dem Epheserbrief Hinweise auf die theologischen Hauptthemen, die hier angesprochen sind: Vor Anbeginn aller Zeiten entscheidet Gott in Souveränität und Gnade, wer durch und in Jesus Christus zur Seligkeit erwählt wird; wer trotz des Sündenfalls aller Menschen, der für alle die Verdammung nach sich zu ziehen hätte, begnadigt, also gerechtfertigt und geheiligt wird.

Keiner verdient die Erwählung, keiner kann sie verlieren
Keiner der Erwählten hat etwas zur eigenen Erwählung beigetragen, keiner verdient sie, aber es kann sie auch keiner durch eigenes Verschulden wieder verlieren. Diese Gedanken können dann in eher spekulative Überlegungen weitergeführt werden: wenn also Gott Menschen erwählt, heißt das dann nicht auch, dass Gott andere "übergeht", sie also der gerechten Strafe für ihre Sünden überläßt? Bestimmt Gott also in der doppelten Prädestination, die einen zur Seligkeit und die anderen zur Verdammnis? [...]

Zitat Ende


Darüber und über andere Teile dieser offiziellen reformierten Veröffentlichung könnte man auf unbegrenzte Zeit diskutieren. Könnte ...

Doch gilt hier nicht auch wieder die Behauptung, dass dem "Verborgenen Gott" etwas unterstellt wird, das den Gehirnen von Menschen entsprungen ist, deren Absichten durchaus unterschiedlicher Natur sein können? UND deren ethische Hochwertigkeit und Menschenfreundlichkeit in keinster Weise garantiert ist? Mit und ohne dem Text aus dem Epheserbrief!

Natürlich gilt diese Unterstellungsbehauptung auch für Calvin und seine Mitläufer durch die Jahrhunderte.  
Und die in ihrer Argumentation wieder einmal total auf Christus fixiert sind. Ohne Einbezug von Christus stürzt dieses Erwählungsgebäude sofort in sich zusammen.

Was bleibt, auch ohne (dreifaltiger Hypostase!!) Jesus: Nicht verifizierbare Unterstellungen in die Absichten und Handlungen eines Deus absconditus.
Womit eine Änderung des Titels dieser Abhandlung berechtigt wäre:

Calvins absurde Erwählungslehre "Doppelte Prädestination", eine Unterstellung in der Art des 16. Jahrhunderts.
In der Art jenes Jahrhunderts, in dem Hexenverfolgung und sonstiger Aberglaube samt sadistischer "Schaden-Freude" ihren Höhepunkt hatten.

Calvins Unterstellung und der damit verbundene und gelungene(!) Versuch, Anhänger zu manipulieren, ist sehr erstaunlich, denn es gibt von Calvin jenen Ausspruch, mit dem er vielleicht Gott sehr nahe gekommen ist:
„Das ist eine Überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein Wissen, das seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz sicherer und beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das ist ein Empfinden, das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem, was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt – freilich reichen meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben! [...] Für jetzt wollen wir uns dies merken, dass nur der Glaube der echte ist, den der Heilige Geist in unseren Herzen versiegelt.” 
Dazu bedarf es sicher nicht der unbeweisbaren, also unwissenschaftlichen "Doppelten Prädestinationslehre"!
Und schon gar nicht des gruppenegoistischen Teils diverser christlicher Bekenntnisse wie "... und glaube an die Gemeinschaft der Heiligen", eben an "Wir die Auserwählten im Heile"; genau so obsolet wie der "Glaube" an die "Auferstehung des Fleisches", die noch immer hochgehaltenen "resurrectio carnis"!

Mir wichtiges Nachwort:
 
Die Österreichische Reformierte Kirche ist "natürlich" mit Calvin und der aus dem Namen resultierenden Welt-Organisationen verbunden.
Außerhalb des vergangenen Calvin-Jahres hört man über Calvin relativ wenig, was vielleicht - optimistisch gesehen - auch die begrüßenswerte Folge des in Wien hochgeschätzten Reformierten Mottos "Ecclesia semper reformanda" ist.

Der "Verdammungsteil" dieser Lehre ist in der Reformierten Kirche sicher kein Zustimmung findendes Thema. Eher ein lästiger Teil ..., so wie ein Floh auf einem Familienhund. 

Noch ein PS zu mir: Ich bin lutherisch getauft und durch eine einfachste, feierlose Umschreibung bei der Heirat seit fast 60 Jahren ein unkonfirmiertes, also kirchenrechtlich relativ freies und in den Gemeinderat nicht wählbares Mitglied der Reformierten Stadtkirche Wien. Quasi kein Vollmitglied.

Der sehr spirituell agierende Pfarrer Alexander Abrahamowicz und der Pfarrer und spätere Superintendent Peter Karner haben durch ihre unvergleichlichen Predigten langjährig großen Einfluss auf meine theologische/religiöse Entwicklung gehabt. Die sich daraus ergebende Freiheit des Denkens hat letztendlich zu dieser Website geführt, die sich gegen den obsoleten Zustand eines jahrtausende alten christlichen Glaubens wendet, dessen "Feinheiten" aus einer Zeit stammen, in der die absolute Durchschnittsintelligenz weit unter dem heutigen Wert lag! Diese Menschen waren freilich willfährige Opfer, aber auch willfährige Mittäter im kirchlichen Geschehen bis zu großmaßstäblichen Tötungen. Letztendlich begründet im geschaffenen und gesteuerten Aberglauben, sogar bis in die Jetztzeit!

Viele der modernen Menschen wollen aus dieser obsoleten psychologischen Opferfalle heraustreten, wie die vielen Kirchenaustritte beweisen.
Nur das charismatische Angebot "entblödeter" menschenfreundlicher Inhalte kann intelligente Menschen interessieren. Fundamentalismen und Traditionalismen sind dabei hinderlich, meine ich; und freilich menschenvertreibend.
Daher nochmals:
"Ecclesia semper reformanda" und - wie ich vor kurzem hier las - lutherisch "Alles auf dem Weg"!



Funde 20.9.2011 bei Karl Barth:

1) Karl Barth lehnt die Calvin'sche Doppelte Prädestination rigoros ab, siehe >hier<
2) Der berühmte Paragraph 17 von KD I/2 (1937) fasst Barths Religionskritik an der über 1700-jährigen Fehlentwicklung des Christentums, die im Versagen gegenüber der Hitlerdiktatur unübersehbar wurde, in dem Satz zusammen: Religion ist Unglaube.


Rudolf Fiala

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