» Die eigenverantwortliche dogmenfreie Gläubigkeit «

Laienspiritualität 12:
 Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.

Hat ER, DER IST, Freude an und mit Dir
und an jenen von uns, die IHN nicht ablehnen?
© Rudolf Fiala, 24.12.2008, revidiert 22.3.2009     check 21.06.2022


Das Spiel der Gegenseitigkeit: für mich aus mehreren Gründen hochaktuell.

Der praktische Grund:
Meine spirituellen Empfindungen und überraschenden, "unlogischen" Erfahrungen ab dem Jahren 2007.

Schlicht zusammengefasst: Je freudiger wir Gott in Gedanken und unseren Glaubensfreunden im realen Leben begegnen, umso freudiger/erfreulicher ist auch das Ergebnis.
Ob das tatsächlich so ist, ob nur eingebildet, ob meditativ die "innere Stimme" spricht oder das nur ein unhinterfragtes Placebo ist, betrachte ich als völlig unwesentlich; die Wirkung zählt. Besonders in Richtung Lebensende (bin 66), weil es da ohnedies genug belastende Gedanken gibt. Ein wirksames Gegenmittel ist da sehr willkommen.

Fazit: Freudig - aus welchen Gründen auch immer - an IHN denken erhöht quasi reflexiv die eigene Fröhlichkeit. Funktioniert wie eine Wendeltreppe. Seltsam, nicht wahr? Auch diese Abhandlung schreibe und editiere ich in einer fröhlichen Grundstimmung.
  
Die theologischen Ursachen zu dieser Abhandlung:

Im überwiegenden Teil der im letzten Jahresviertel 2008 besuchten Ökumene-nahen Gottesdienste in der Wiener Reformierten Stadtkirche mit hochrangigen Predigern aus der AB., HB., jüdischen und katholischen Glaubenswelt waren häufig Sätze zu hören, die auf eine lebende persönliche Gottesbeziehung schließen lassen, was ja nur Sinn macht, wenn eine beidseitige Interaktion zwischen dem Gläubigen und Gott vorhanden ist. Vielleicht auch eine freudige, belebende und beschützte Gnadenempfindung...

Nun, dieses "vielleicht" ist der wunde Punkt.
Einerseits ist das Bewusstsein der Gnade freilich keine Voraussetzung für ihren Empfang, nicht einmal dann, wenn der Betroffene sie sogar aus weltanschaulichen Gründen ablehnt - "SEINE Wege sind wunderbar" -, andererseits verursacht ein positives Gnadenbewusstsein durch den Gewinn an Lebensqualität sicher einen gewissen "Wendeltreppeneffekt". Nach oben, hoffnungsvoller Weise.

Vice versa könnte man freilich diesen Steigerungseffekt der Lebensqualität - oder auch nur in Teilen der Lebensqualität, wie Gesundheit, Wohlbefinden, aber auch Partnerschaft und Liebesfähigkeit - als Erhalt und Bewusstwerdung einer Geborgenheit in der Gnade interpretieren. Interpretieren, fühlen, empfinden; wissen werden wir es nie....
Doch wenn Sie Ihn suchen, dann weiß Er, sich von Ihnen finden zu lassen.

Ich/wir werden auch nie wissen, ob diese meine Annahme richtig ist: Gott ist nicht daran interessiert, Menschen, die er zu seinem Ebenbild geschaffen hat, zu Objekten seiner "Aktivitäten " zu machen. Für Ihn ist jeder Mensch ein der Zwiesprache fähiges  "Subjekt" und kein Teil einer manipulierbaren Schar oder "Herde eines Glaubenshirten". In der der Einzelne ja nur mehr ein reglementierbares Objekt ist, deren Ansammlung/Herde man mittels erprobter Methoden in jene Richtung zu lenken sucht, die der jeweiligen Zeit und Kirchengemeinschaft genehm ist. Ein reglementierbares Herdenteil, dem, wenn es mal aus der Herde ausbricht, man eine zeitlang ein gewisses Interesse entgegenbringt, sich aber im Prinzip belästigt fühlt, wenn der Ausbruch - oder Nebenweg - nicht in die kirchengeschaffene(!) Doktrin passt. Bis zum Verstoßen dieses "querulanten Schafes".

Demgegenüber: Gott verstößt nicht! Es scheint auch, dass IHM auch ziemlich egal ist, was sich die Kirchen so in den Jahrtausenden zusammengereimt haben, um ihre selbstbestimmten Ausschließlichkeitsansprüche zu schaffen und zu verteidigen. Zu welchen brutalen Ereignissen das seit Moses geführt hat, möchte ich in dieser bewusst positiven gotteszentrierten Abhandlung nicht aufwärmen...      

Apropos "gotteszentrierte Abhandlung": Die Leser meiner Abhandlungen kennen das schon, doch ich halte es sinnvoll, hier wieder Calvins Auffassung des Glaubens-Vorganges in Erinnerung zu rufen:

Johannes Calvin 1509-1564
,  DAS Originalzitat zum "Vorgang" des Glaubens:

„Das ist eine Überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein Wissen, das seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz sicherer und beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das ist ein Empfinden, das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem, was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt – freilich reichen meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben! [...] Für jetzt wollen wir uns dies merken, dass nur der Glaube der echte ist, den der Heilige Geist in unseren Herzen versiegelt.”
Ende des Zitats.

Meine Ergänzung:
Gott ist "der er ist" (JHWH=Jahwe) jenseits jeder Begründung. Somit ist eine jedes Verstehen übersteigende persönliche Empfindung die Basis der Gotteserfahrung.
Rein subjektiv, nicht verifizierbar und von keinem Außenstehenden kritisierbar oder bekämpfbar.

Dazu passt auch Calvins Verständnis der Rolle der menschlichen Freiheit.
In den Institutiones schreibt er, dass Gott die Christen vom Gesetz befreit. Nicht, damit wir als zügellose Menschen leben können, sondern damit wir unsere Freiheit gebrauchen können, um Gott „fröhlich und mit großer Freudigkeit“ als Kinder Gottes nachzufolgen (Institutiones  III, 19,5).
Fröhlich und freudig, und nicht in masochistischer Anbetung des Leidens und nicht in Überhöhung dessen angeblich glaubensfördernder Notwendigkeit! Selbstverantwortlich und nicht fatalistisch!


Mit großer Freude stelle ich fest, dass sich der Stil in den österr. reformierten Kirchen und insbesondere in meiner, der Wiener Reformierten Stadtkirche zu Calvins Feststellung nicht in Widerspruch befindet. Was ja wahrlich - und leider - nicht selbstverständlich ist!
Dafür sorgen dummerweise schon die diversen Konstrukte der Kirchenväter, Reformatoren und ihrer Gesinnungsgenossen samt der weiterentwickelnden Dispute bis in die Jetzzeit. Siehe beispiels- und typischerweise die zwischen Päpstlichen und Lutheranern abgestimmte Rechtfertigungslehre aus dem Jahr 1999.  

Die praktisch kaum wirksame Minimalhierarchie (zB. kein Bischof) der Reformierten Kirche ermöglicht es, ein "Subjektmensch" ohne Objektivierungskorsett zu sein und zu bleiben.

Subjektmensch? Ja doch, denn:
Der Subjektmensch identifiziert sich mit seinen Systemen – mit seiner Gottheit – bewusst und bleibt so souverän. Er lässt sich von irgendetwas Anderem nur durch Identifikation - nicht zwangvoller menschenerschaffener Doktrin - beeinflussen, und auch dann nur, wenn er will.

Dieser Subjektmensch ist logischerweise Teil eines Subjektsystems.
Der Anhänger eines Subjektsystems, wie eben des Systems "Göttlichkeit",  bringt ihm Identifikation –  Glauben –  entgegen und erhält dafür Geborgenheit. Als wäre das Subjektsystem eine Person. Das System sagt ihm bei Bedarf, wie alles ist. Und vor allem, wie er zu und in diesem System steht.

Allerdings:
Für einen Atheisten ist das Subjektsystem "Gott", und alles was damit verbunden ist, nicht nur kein Subjekt, sondern nur ein Objekt des Spotts, und ein fiktives dazu.
Geistige Begriffe wie Glaube, Würde und Treue sind im System eines atheistischen Materialisten überhaupt nicht definiert, er kann sich darunter nichts vorstellen, deshalb muss er sie für Unsinn halten. (Ergebnis zB. Mobbing und Bossing.)
Auf der Ebene des Materiellen gibt es nur Kausalität. Alles spielt sich auf der Ebene der Ursachen und Wirkungen ab. Ein "nichtmaterialistischer Sinn", der ja etwas Höheres wäre, entsteht daraus nicht. Macht, Geld und die Wachstumsspirale zählen. 
Das nur als Anmerkung, denn von Atheismus und seinen nicht so offensichtlichen Formen (Machiavellismus), leider auch in den "Wirtschaftskörpern Kirche" und deren Hierarchien, handelt die Abhandlung ja nicht.

Zurück zu Erfreulicherem:

Ich habe am Anfang geschrieben »Ob das tatsächlich so ist, ob nur eingebildet, ob meditativ die "innere Stimme" spricht ...« und möchte das kurz anhand einiger Beispiele beleuchten um den Faktor "Einbildung" nicht überzubewerten und folgerichtig der "innere Stimme" ihr zustehendes Gewicht zu geben:


Die Hypothese und logische Schlussfolgerung aus der Omnipräsenz:

- Wenn Gott überall ist, dann ist ein Teil von ihm auch in mir, in Dir, in allem.
- Es liegt an uns - dank Willensfreiheit - was wir daraus machen und wie wir kommunizieren.
- Und ob wir tatsächlich eine Lebensauffassung haben, die dem Begriff "Gläubigkeit" entspricht oder nahekommt. 


Zeichen in unserer Zeit:

- In den letzten Jahren ist unabhängig von der jeweiligen Konfession immer wieder Der Begriff "Gott in uns" zu hören und zu lesen.
Vom Papst habe ich das leider noch nicht gehört. Und erwarte es eigentlich nach dem Stellvertretungsdogma auch nicht.


Schon seit Jahrhunderten meinen die Mystiker, hier als Vertreter (wieder einmal)
Angelus Silesius, Arzt und Priester (1627-1677)
Aus dem Cherubinischen Wandersmann von Angelus Silesius:

    Der Himmel ist in dir:
    Halt an, wo laufstu hin, der Himmel ist in dir;
    Suchstu Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

    Gott wohnt in einem Licht, zu dem die Bahn gebricht:
    Wer es nicht selber wird, der sieht Ihn ewig nicht.

    Wie Gott im Menschen:
    Gott ist noch mehr in mir, als wann das ganze Meer
    In einem kleinen Schwamm ganz und beisammen wär.

    Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren 
    und nicht in dir: du bleibst noch ewiglich verloren.

    Beschluss:
    Freund, es ist auch genug. Im Fall du mehr willst lesen,
    So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen.

"So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen." Lese in Dir selbst und erhoffe nichts von Dir wesensfremden Teilen der Außenwelt.


Silesius' Worten kann ich hier eigentlich gar nichts mehr Wesentliches hinzufügen, außer nochmals den quasi therapeutischen Wendeltreppeneffekt der Freudigkeit in Erinnerung zu bringen.

 
Ich wünsche allen Lesern eine fröhliche Weihnachtszeit und
ein gesundes, unfallfreies Jahr 2009

Rudolf Fiala


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