Nach langen und zunächst
vergeblichen Bemühungen, war es mir -Dank der Intervention mehrerer
bekannter sehr frommer Persönlichkeiten(die aber anonym bleiben
wollen) - gelungen, ein Kurzinterviewmit Gott zu führen.Das historische Gespräch fand
unlängst auf der Spitze des DjebelMusa (Moses Berg) am Sinai in
2285 Meter Seehöhe statt.Selbstverständlich war es mir
nicht möglich, meinen Gesprächspartnerzu erblicken (denn von
Angesicht zu Angesicht Gott zu sehen,war bisher nur dem Propheten
Moses vergönnt), doch seine dröhnendeStimme konnte ich sehr wohl
laut und deutlich vernehmen.Da ich zu meinem Leidwesen beim
Interview kein Mikrophonbenützen durfte (und auch
sonst keinerlei technische Hilfsmittel mitbringen sollte),ist die hier vorliegende
Niederschrift ein Gedächtnisprotokoll.Kleine Wiedergabefehler sind
daher nicht ganz auszuschließen.ICH: Allmächtiger, lieber Gott,
gestatte mir mich zunächst fürdas von Dir gewährte Gespräch
ganz herzlich zu bedanken (Anmerkungdes Verfassers: Mir schien die
Ich-Du-Form im Gespräch - undich beziehe mich auf Martin
Bubers Grundwort - durchaus angemessen,und Gott machte auch
offensichtlich keine Einwände dagegen),ich versichere Dir, dass ich
all Deine Worte wortgetreu und unverfälschtder Weltöffentlichkeit bekannt
geben werde.GOTT: Tu mir einen Gefallen und
versuche, dich kurz zu fassen.Ich mag keine geschwollenen
Platitüden, und außerdem fehlt mirauch die Zeit für allzulange
und sicherlich nutzlose Gespräche. Wisse,dass ich mich um mein ganzes
Universum kümmern muss, umTrillionen von Sternen,
Planeten und mehr oder weniger intelligenteLebewesen. Um es dir ganz
deutlich zu sagen.: Eure winzige Sonneund euer unbedeutender
verkommener Planet mit all seinen geistignoch unterentwickelten
Bewohnern ist fur mich nur noch lästig.Also stelle deine Fragen, drei
an der Zahl, und das dali dali. (DieseWorte wurden von einem
gewaltigen Blitz und fürchterlichen Donnerbegleitet.)ICH: Danke, lieber Gott, für
die Belehrung, ich will Deine Befehleerfüllen und mich kurz fassen.Meine erste Frage, die
sicherlieh alle Menschen brennend interessiert,lautet: ,,Gibt es ein ewiges
Leben nach dem Tod, Paradiesund Hölle?"GOTT: Was für eine dumme Frage!
Glaubst du allen Ernstes, dassich dir diese Frage beantworten
werde? Denn würde ich mit "nein" antworten, dann müßten ja alle
Menschen verzweifeln, und meinebraven Diener - die Geistlichen
der verschiedenen Religionen -ihren Job an die Wand hängen.
Ein "Ja" hätte aber noch schlimmereFolgen. Denn die Gewißheit auf
ein Jenseits würde dazu führen,daß keiner von euch mehr am
Leben interessiert wäre, mit ungeahntenFolgen für alle Erdenwürmer.ICH: Eine sehr enttäuschende
Antwort, doch ich muss sie wohlakzeptieren.Meine zweite Frage lautet
daher: Welche der drei monotheistischenReligionen ist für Dich der
einzig wahre Glaube?GOTT: Wieder eine unglaublich
dumme Frage. Gab ich euchnicht den Verstand, um diesen
auch zu benützen?Einer der wenigen Menschen, der
meine Intentionen begriff, warder Schriftsteller Gotthold
Ephraim Lessing, der mit seiner Ringparabeleine treffende Antwort auf
diese Frage gab.Lies "Nathan der Weise" und
stelle mir gefälligst intelligentereFragen, du vergeudest nur meine
Zeit.(Jetzt durchzuckten gewaltige
rote Blitze den tiefblauen Himmel,und ein heftiger Windstoß fegte
mich fast von der Bergspitze fort)ICH: Entschuldige, ich will das
gerne nachholen und komme jetztzur letzten Frage.Meine dritte Frage, lieber Gott
lautet: Seit jeher gibt es so vielLeid, Ungerechtigkeit und
Bosheit auf dieser Welt. Wie konntest Dudie Massenmorde von Hitler und
Stalin zulassen?Warum sterben Millionen Kinder
in aller Welt an Unterernährungund Krankheiten? Wieso stürzen
Flugzeuge ab? Warum gestattestDu Kriege? Weswegen denkst Du
Dir die grausamsten Krankheitenund Todesarten aus? Warum
werden die Bösen belohnt unddie Guten scheinbar bestraft?
Wieso verhinderst Du nichtSelbstmordanschläge auf
Unschuldige?Gibt es keine Gerechtigkeit auf
dieser Welt? Ist das alles Dein Werk?GOTT: Endlich eine vernünftige
Frage. Hier will ich dir einwenig ausführlicher antworten:Erinnere dich an Adam and Eva
und das Paradies. Dort gab esweder Gut noch Böse, keine
Fragen und Antworten weder Belohnungnoch Strafe, kein Altern und
keinen Tod, keinen Haß und kei- ne Liebe, dort gab es nur ein
Alles und Nichts. Alles im Paradies warewig gleichförmig, und grau in
Grau das Nichts. Denn selbst die Farben,die heute eure Sinne so
erfreuen, waren an diesem Ort unbekannt.Glaube ja nicht, daß die
Rückkehr in ein solches Paradies erstrebenswertwäre. An solch einem 0rt würdet
ihr nur verzweifeln.Als Eva auf Anraten der
Schlange vom Baum der Erkenntnis denApfel pflückte and verzehrte,
konnte ich - da mir die zukünftigenKonsequenzen ihrer Tat bekannt
waren - menschliche Wesen andiesem Ort nicht mehr halten.Aus Mitleid vertrieb ich daher
Adam und Eva aus dem vermeintlichenParadies in eine scheinbar
wenig perfekte Welt, doch glaube mir, es warzu ihrem Guten.Auf Erden galten ab diesem
Augenblick neue Spielregeln. Denn,um denkende Wesen eine für sie
passende Welt zu geben, musste ichdas Prinzip der Dualitäten
erfinden. Einzig Dualitäten machen dasbewusste menschliche Leben
lebenswert. Ab sofort gab es Gut undBöse, Licht und Schatten,
schwarz und weiß, groß und klein, dickund dünn, Geburt und Tod,
Gesundheit und Krankheiten, Leid undGlück, Dummheit und Weisheit,
liberale Menschen und Fundamen- talisten, friedfertige und
kriegerische Lebewesen und vieles mehr. Ich gab euch aber auch neben
dem Gebot der Nächstenliebe den freien Willen und den Verstand,
um ihn zu benützen. Ab jetzt konntejeder Mensch, ganz für sich
alleine zwischen Gut und Böse entscheiden.Die Erbsünde gab ich euch aber
nie. Denn bei seinerGeburt ist jeder Mensch rein
und unschuldig. Um diese Welt aber nicht
nachträglich zu zerstören, kann ich meine eigenen Prinzipien nicht
mehr aufheben. Denn ohne Licht kein Schatten, ohne Leid kein
Glück und ohne böse kein gut. Wären sämtliche Menschen nur
gut, dann würden alle meine ethischen Verhaltensregeln
unnütz sein. Gäbe es keinen Tod mehr,dann müßten - um eine
Überbevölkerung der Erde zu verhindern -auch die Geburten abgeschafft
werden.Das sind die Dualitäten von
denen ich spreche. Auch wenn ich alles Leid dieser
Welt kenne und mit jedem einzelnen von euch mitleide: Ich darf -
zu euerem eigenen Besten -nicht mehr aktiv eingreifen,
denn dann würde ich all die von mirerlassenen Gesetze außer Kraft
setzen. Das schmerzt mich sehr,doch das ist eine
unabänderliche Notwendigkeit.Doch mein erzwungenes
Nichteingreifen bedeutet nicht, daß ichwegblicke. Ich beobachte und
registriere, ich übersehe nichts undvergesse ebensowenig. Nichts,
was auf Erden geschieht bleibt ohneKonsequenz.Frage daher nach menschlich
verursachten Katastrophen nicht:Wo war hier Gott? Frage viel
mehr: Wo ist der Mensch geblieben?Das ist meine Antwort auf deine
letzte Frage, jetzt gehe von dannenund überliefere deinen
Mitmenschen all diese Worte.Nun
bebte die Erde, dunkle, bedrohliche Wolkenfetzen jagten über denzerklüfteten
Berggipfel des Mosesberges, und gräßliche Blitze, gefolgtvon
lautem Donner beendeten meine Audienz bei Gott.Gerädert
und erschüttert machte ich mich auf den Weg, um all das
Vernommene - wie ich es Gott versprochen habe - nach bestemWissen
und Gewissen niederzuschreiben. Soweit
Herr Dr. Much.
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Das leidige
Theodizee-Problem, das im
extremsten Fall zum Atheismus führen
muss
- optimistisch etwas
abgemildert zumindest zum Agnostizismus -, wird hier auf phantasievolle
Weise beleuchtet; vielleicht ist es auch sarkastisch gemeint, ich weiß
es nicht. Das Motiv für Dr. Muchs Zeilen zu wissen - ohne sich in
Spekulationen zu verlieren -, wäre allemal interessant.
Dass diese
Be-leuchtung
aber gar nicht zur
Er-leuchtung
führen kann ist im Prinzip des Deus Absconditus (Verborgener und in
alle denkbare Zukunft verborgen bleibender Gott) ausreichend begründet.
Womit jede beliebige Theodizee zu etwas Sinnlosem mutiert bezw. a
priori schon ist. Quasi eine theologische Spielerei mit unklarer
Absicht und garantierter Erfolgslosigkeit.
Eigentlich
schade, nicht wahr?
Noch zum erwähnten Dualismus von gut und böse:
Das Leben auf der Erde trennt ganz offensichtlich nicht in die
menschlichen Begriffe "Gut" und "Böse".
Es
bleibt somit jedem Menschen im Rahmen seiner postulierten
Willensfreiheit überlassen, wie er sich in dem großen Aktions- und
Empfindungsfeld zwischen "absolut gut" und "absolut böse" einordnet.
Wobei leider das, was allgemein momentan als "menschlich gut" empfunden
wird, langzeitlich für den Planeten Erde samt seiner Bewohner
durchaus schlecht bis sehr schlecht sein kann.
Siehe Karfreitag
2009 .
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Anhang: Kurzfassung aus Wikipedia des obigen Theodizee-Problem-Links.
Theodizee [teodiȦeÐ] (von altgriechisch ¸µÌ theós Gott und ´¯º· dík
Gerechtigkeit) heißt Gerechtigkeit Gottes oder Rechtfertigung
Gottes. Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie
das Leiden
in der Welt vor dem Hintergrund zu erklären sei, dass Gott einerseits
allmächtig, andererseits gut sei. Konkret geht es um die Frage, warum
Gott das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz (Allmacht) und
den Willen (Güte) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der
Begriff Theodizee geht auf den Philosophen und frühen Aufklärer Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.[1]
Der Hinweis auf das Leid als religiöse oder religionskritische
Frage ist bereits in Kulturen der Antike, z. B. im alten China, in
Indien, Iran, Sumer, Babylonien, Ägypten und Israel zu finden. Ein
bekanntes Beispiel aus dem Alten Testament ist das Buch Hiob. Skeptische
Philosophen der griechischen Antike argumentierten, dass Gott (wenn er
existierte) in der Tat Übel verhindern müsste, und führten teils weitere
Argumente zugunsten eines Agnostizismus oder Atheismus an.
Die Frage nach der Rechtfertigung Gottes stellte sich für viele religiöse Menschen in besonderer Weise nach den Schrecken des Holocaust (vgl. auch Theologie nach Auschwitz).
Der ganze Wiki-Artikel: hier anklicken.
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