Der Heilige
Gral ist nur in uns selbst zu finden. Als Verschmelzung von Intelligenz
und Gläubigkeit.
Wir könnten auch woanders suchen ..., aber
kaum etwas Adäquates finden.
Aristoteles: Die eigene Vernunft ist Voraussetzung für das eigene Glück. © Rudolf
Fiala, zu Epiphanias 6.1.2012; 4 Jahre nach genau
jenem zufälligen 6.1.2008, an dem - dank des Buches
"Befreiung aus 2000 Jahren
christlicher Angst" des Evang. Reformierten Pfarrers Kurt Audetat -
mit
einem schockartigen Erlebnis die Intensivierung meines
theologischen Denkens- und Schaffensprozesses begann.
check 21.06.2022
Verschmelzung
von Intelligenz und Gläubigkeit? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?
Für
einen Atheisten oder Antitheisten ganz sicher, kein Zweifel.
Und für
uns mindestens zur Gläubigkeit neigenden Agnostiker, wenn nicht sogar
tatsächlich Gläubigkeit Empfindenden?
Nun,
diese Menschengruppe(n) beliebiger Religionen können doch nach bestem
Wissen und Gewissen annehmen, dass ein wirkender Gott auch die
Fähigkeit der Intelligenz - samt ihrer Eigenschaften Achtsamkeit und
Wahrhaftigkeit - geschenkt hat und ihre Verwendung
vorgesehen hat.
Nur in uns selbst können unsere
persönliche Intelligenz und unsere persönliche Gläubigkeit zu jenem
Gefäß verschmelzen, zu jenem
rätselhaften
Etwas, in dem unsere eigenen Mysterien und
Geheimnisse glaubwürdig enthalten sind, die sich dem profanen Zugriff
der
Ungläubigkeit verweigern.
Ein Inhalt, der von atheistischen
Angriffen, aber auch evangelikalen Infiltrationen unbeschädigbar ist
und
bleibt.
Dass
man zu dieser Betrachtungsweise des an und für sich objektiv völlig
unbestimmten, also variablen Gralsbegriffs
weder der Artussage, der Templer oder
irgend eine der vielen antiken und modernen Interpretationen bedarf,
ist kaum erklärungsbedürftig.
Natürlich sind diese
meine Worte
hier auch nur eine subjektive Interpretation, deren Glaubwürdigkeit
aber
kaum geringer ist, als all der geschriebene »Tand, Tand [...] aus
Menschenhand« (Theodor Fontane 1879)
Intelligenz
und Gläubigkeit; Gefäß, ja sogar Burg der Gottesempfindung, frei von
menschengeschaffenen Ekklesiologien, Fundamentalismen und
Traditionalismen. Und frei von obsoleten Biblizismen.
Als Anwendung der eigenen ethischen Vernunft der aristotelische Weg zur eigenen Glücksempfindung.
In der
begnadeten
Empfindungstiefe - auch für sich selbst - unergründlich.
Unergründlich
wie der Verborgene Gott an sich - oder wie dieser einfache Waldteich:
Ich
glaube, dass dieser persönliche Gral, dieser virtuelle
Becher dem Satz
vom Physiker Werner Karl Heisenberg
entspricht oder zumindest harmoniert:
"Der
erste Trunk aus dem (Anmerkung: virtuellen!)
Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch,
aber
auf dem Grund des Bechers wartet GOTT"
Wenn
man sich unter Heisenbergs "Becher" real den Becher des Zimmermannes
Jesus vorstellt, nämlich einen einfachen z.B. Holz- oder Steinbecher,
kommt man jenem realen Ding, das eben als "Heiliger Gral" apostrophiert
werden könnte, fast unendlich näher, als mit den
phantasievollen luxuriösen
Pokaldarstellungen in Glas oder Gold - oder vergoldet - durch die
Jahrhunderte, vereinzelt NACH Leonardo da Vinci ab dem 15 Jhdt. und später
überwiegend (Cranach, Rubens etc.etc.).
Johannes
Calvin 1509-1564, DAS
Originalzitat
zum "Vorgang" des Glaubens:
„Das ist eine
Überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein
Wissen, das
seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz
sicherer und
beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das
ist ein Empfinden,
das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem,
was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt
– freilich reichen
meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben!
[...] Für jetzt wollen wir uns dies merken, dass nur der
Glaube der
echte ist, den der Heilige Geist in unseren Herzen
versiegelt.”
Calvins
Verständnis der Rolle der menschlichen Freiheit:
In
den Institutiones schrieb er, dass Gott die Christen
vom Gesetz
befreit. Nicht, damit wir als zügellose Menschen leben
können, sondern damit wir unsere Freiheit gebrauchen
können,
um Gott „fröhlich und
mit großer
Freudigkeit“ als Kinder
Gottes nachzufolgen
(Institutiones III, 19,5).
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Beim
Lutherischen Bischof Dr.
Michael Bünker, Wien, finde ich eine praktische Rechtfertigung für
diese meine unorthodoxe Abhandlung - obwohl ja im Evangelischem Sinne
eine Rechtfertigung gar nicht notwendig ist. In
seinem Buch "Mit weitem Herzen", Kapitel "Diagnosen - Hoffnungen
-Therapien" steht auf Seite 278 (ursprünglich schon
veröffentlicht im Jahr 2003):
„Das
21. Jahrhundert braucht die
charismatische und
diakonische Kirche. Charismatisch ist die Kirche, wenn sie nicht
mehr hierarchisch organisiert ist, sondern so, dass
Achtung vor den Charismen jedem und jeder das
unstrittige Expertentum für den eigenen Glauben und das eigene
Leben einräumt......”.
Herrn Bischof Bünker sei Dank für diese im kirchlichen Bereich nur selten erkennbare humane
freiheitsachtende
Auffassung, die einen wirksamen Schutzschild gegen jede beliebige Indoktrination darstellt.
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Der
leider derzeit so gern erhobene klerikale Zeigefinger gegen eine Gott
angeblich zugemutete "Beliebigkeit" lässt unberücksichtigt, dass ein
unbegrenzter Gottesbegriff gerade durch seine Grenzenlosigkeit
vermutbar jenseits jeder menschendefinierten beschränkten
"Beliebigkeit" ist.
Kürzer ausgedrückt: "Beliebigkeit" ist keine
Abqualifizierungsmöglichkeit der persönlichen und eigen-
verantwortlichen
Gläubigkeit, auch wenn sie fundamentalistischen, machtzentrierten
Glaubensformen für die zu führenden Kirchenschafe konträr
gegenübersteht. "Beliebigkeit" eben eine Worthülse ohne spirituellen
Wert.
Das
Paradoxon der Situation ist ja, dass der "kirchlich verwurzelte Eiferer"
letztendlich die von ihm abqualifizierten "Beliebigkeiten" anderer
Menschen durch seine eigenen "Beliebigkeiten" und/oder
gruppengeschaffene Doktrinen ersetzen haben will. Ein unfrei machendes und
protestantisch zutiefst betroffen machendes Wunschdenken!!
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Rudolf
Fiala