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Laienspiritualität 7:
 Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.

Ist spiritueller Glaube irrational? Selbstverständlich, wie vieles Andere im Leben auch!


© Rudolf Fiala, 9.8.2008, revidiert 22.3.2009    
Nachtrag 4.9.2009: Mit "spiritueller Glaube" ist hier nicht kirchliche reglementierter Glaube gemeint,
sondern "persönliche, freie Gläubigkeit".
Die freilich auch manchmal mit kirchlichen Inhalten übereinstimmen kann, aber nicht muss.
    
Spirituelle Glaubensinhalte sind nicht beweisbar, aber auch nicht widerlegbar. Der Ratio nicht zugänglich, also irrational (Siehe Sir Popper)
Vom Verstand nicht fassbar, dem logischen Denken nicht zugänglich.

Das ist keine neue Erkenntnis und kaum einer Diskussion wert. Nicht einmal mit einem begeisterten Anhänger von angeblichen Gottesbeweisen. Inspiration, Gefühl, Emotion sind die Schlüssel zum Näheerlebnis.

Was das Thema aber für mich interessant machte waren die vielen erkennbaren Irrationalitäten in unserem Leben. Eine große Anzahl von Vorgängen und damit verbundenen nicht verifizierbaren Hoffnungen.
Wie die Hoffnungen auf ein langes, schmerzfreies Leben samt schmerzlosen, emotionsarmen Tod. Oder Hoffnung auf Unverletzlichkeit in riskanten Situationen. Oder Hoffnung in die absolute Leistungsfähigkeit der Medizin bei immer mehr steigender Lebensqualität dank einer diesbezüglich angeblich erfolgreichen Politik.
Sie erkennen wo ich hinziele? Alles irrationaler "Glaube", in dem viele Menschen in einem hohen Prozentsatz ihr Leben verbringen und sogar diesen Irrationalität ihr Leben widerspruchslos und ohne Nachdenklichkeit anvertrauen!

Sogar Hirngespinsten wird ihr Leben anvertraut, sich aber über die spirituelle Gläubigkeit andere Menschen lustig machen, oder sie sogar gehässig zu verurteilen, das wird gerne getan.
Dass diese Vorurteile und/oder Gehässigkeiten oft in vergangenen Erfahrungen mit streng kirchlichem Gedankengut beruhen ist bedauernswert, aber überhaupt nicht überraschend.

Sie werden somit folgerichtig nach dieser Zeile in dieser Abhandlung Begriffe wie "Kirche", "Religion" oder Ähnliches nicht mehr finden. Ich möchte hier lexikal eine Vielzahl von nicht verifizierbaren Meinungen, Hoffnungen, Illusionen, schlicht Irrationalitäten unseres üblichen Lebens aufzählen, denen wir quasi gedankenlos vertrauen. Möge Ihnen möglichst wenig davon für Ihr Leben bekannt vorkommen....


Zur Einstimmung ein Beispiel aus meinem Erfahrungsbereich aus 50 Jahren Fliegerei:

Fliegen ist sicher, auch die private Hobbyfliegerei; wird behauptet und gerne geglaubt.
Keine engen Straßen, kein - normalerweise - Gegenverkehr in der gleichen Flughöhe, keine Verkehrssünder und Gesetzesbrecher, keine platzenden Reifen....; alles wunderbar planbar in der Fliegerei.
Aber trotzdem: die Zahl abgestürzter Bekannter in den vergangenen 50 Jahren spricht gegen diese Illusion der Sicherheit.

Beweis: Die 10 besten Langstreckensegelflieger Österreichs bildeten immer die Nationalmannschaft des Jahres.
Von jener Nationalmannschaft, in der ich Mitglied war, sind von den 10 seit langer Zeit 7 tödlich abgestürzt. Davon mehrmalige Staatsmeister und sogar ein Weltmeister.
Die Abstürze mir bekannter nicht österreichischer Flieger sind unüberblickbar. Flieger, von denen ich weiß, dass sie möglichst wenig Risiko eingingen wie Jochen von Kalckreuth, in dessen Buch "Das stille Abenteuer" mir ein paar Zeilen gewidmet sind.

Warum ich nicht abgestürzt bin? Weil ich nach 25 Jahren Großfliegerei und Erkenntnis des Risikos nach kritischen Situationen - in einem Flugzeug kann man ja nicht stehenbleiben wie mit einem Auto - trotz meines 6-jährigen Wiener Landesmeistertitels und Fluglehrerdiploms die Großfliegerei beendet habe.

Eines(!) meiner privaten Beispiele aus der Medizin: Wegen langanhaltender, extremer und bereits lebensgefährlicher Herzrythmusstörungen sollte mir nach einem 24-Stunden EKG ein Herzschrittmacher implantiert werden. In den 9 Tagen zwischen EKG-Befund mit dem Vermerk "Lebensgefahr" (der Befund ist trotzdem erst 6 Tage nach dem "lebensgefährlichen" 24-Stunden-EKG mit der Post gekommen) und Termin beim behandelnden Kreislauf-Internisten habe ich den Hinweis am Befund "Cave Betablocker" (Medikamentengruppe gegen Bluthochdruck) ernst genommen und den Betablocker nicht mehr eingenommen. Nach 2 Tagen gab es keine Rhythmusstörungen mehr und der offensichtlich überforderte Internist, der mir eine Einweisung zur Herzschrittmacher-Implantation ausstellen wollte, war über meine Behauptung, dass es das Medikamenten-verursachte Problem gar nicht mehr gebe - was er durch Abhorchen verifizierte - peinlich berührt. Klarer Fall von einer Fehldiagnose, die ich schrittmacherfrei jetzt schon ca. 20 Jahre überlebt habe.

Soweit die persönliche Erfahrungsbeispiele zum "Glauben" an die Illusion "Fehlerfreiheit" und folgerichtig deren Bestreitung.


Jetzt ein buntes Kaleidoskop über verführerisch illusionäre Scheinsicherheiten, die so gerne, aber völlig ungerechtfertigt "geglaubt" werden, beginnend mit "A" wie Auto:

Auto, Zweiräder und ihr Verkehr:
 
- Hunderttausende von Toten weltweit, trotz aller technikbezogenen Sicherheitsversprechen
- Und noch mehr Verletze und Schwerverletze.
- Verbrauch von Volksvermögen und Vermögen des einzelnen für den Fetisch "Fahrzeug" mit einprogrammierter Ablaufzeit. Wobei es viele Besitzer gibt, denen der theoretische Mobilitätsgewinn durch ein Fahrzeug gar keinen Lebensqualitätsgewinn bringt.

Etc., etc. ... Erwartungen und Hoffnungen großteils unerfüllt bis zur erhofften Verletzungsfreiheit.

Und weil es auch so gut zu "A" und Auto auch gleich passt: Die vielen Unfälle durch Alkolenker, die ja auf die Illusion vertrauten, fehlerfrei fahren zu können.

Zusatzinformation: es gab in Österreich mal eine Zeit, in der nur 100km/h auf Autobahnen und 80km/h auf Freilandstraßen gefahren werden durften.
In der Folge gingen die Autounfälle mit Blechschäden zurück und die Branche der Reparaturbetriebe sah sich stark im Einkommen gefährdet.
Somit pilgerte eine Innungs-Abordnung (Innung = Interessensverband) dieser Reparaturfirmen zum damaligen Bundeskanzler Dr. Kreisky und bat genau deswegen um Aufhebung dieser Einschränkung.
Kurz darauf waren wieder 100/130 erlaubt. 

Wer jetzt glaubt, dass sei eine amüsante Kurzgeschichte: Ist es nicht, es ist eine beweisbare Tatsache.
Wohl im Vertrauen auf.. ahem, ja auf welche Illusion eigentlich? Gott Mammon? Bessere Wahlergebnisse für die Bundeskanzlerpartei?


Die nächsten vorbereiteten Illusionen wären gewesen:

Beruf und Einkommenssicherheit,
Clerikale Heilsversprechungen ohne jede Erfolgsgarantie

über 

Einkommenssicherheit
Fortschrittsglaube

Glaubensillusionen: Typisches Beispiel von Luther: "Sündige tapfer, doch 'glaube' tapferer". Ein illusionärer Freibrief bis zum Völkermord.
Da sei die Frage erlaubt, ob Luthers "Erfindung" vom "reitenden Gott oder reitenden Satan" ohne jede persönlich mögliche Einflussnahme nicht nahelegt, dass Luther von seinem Satan geritten wurde. Und das nicht zu knapp ab ca. 1525, besonders in den Tischgesprächen. Siehe auch
Luther contra Jesus

bis zu

Unsterblichkeitssyndrom
Versicherungsleistungen bei Inflation
Wachstumsdenken
 
und

Zukunftsversprechungen von Politik, Wirtschaft, Medizin und ähnliche "versprechungsintensiven" aber konstant enttäuschenden Lebenseinflüssen

ABER: Die Stichwortsammlung und die Ausformulierung machte mir allerdings bewusst, das der interessierte Leser nicht nur in diesen Teilgebieten, sondern überhaupt im Leben, die Vielzahl der nie erfüllbaren Illusionen ohnedies kennt. Seitenlange ermüdende Detailaufzählungen würde die Effizienz dieser Abhandlung kaum verbessern, eher behindern. Daher habe ich diese Liste im Vertrauen auf die Intelligenz eines interessierten Lesers wieder verworfen.

Rund herum ein Universum an "gläubig" hingenommenen, ja sogar an bereitwilligst aufgenommenen Illusionen.
Illusionen ohne jede Erfolgsgarantie für den Großteil der Menschheit.


Fazit:

Wenn wir schon so "unheimlich" scheinbar Glaubwürdiges akzeptieren, egal aus welcher "menschlichen Teufelsküche" die Illusionen stammen, warum sollen wir dann spirituellen Glaubensformen, die aus uns selbst kommen und im Idealfall sogar von den uns freundlich gesinnten Repräsentanten der Glaubensfreiheit unterstützt werden, nicht vertrauen?

Ethisch hochwertige Glaubensformen, die keinen unserer Freunde/Verwandten schmerzen, schädigen oder abstoßen und uns und vielleicht auch mit uns Verbundenen mit einer Steigerung der spirituellen Lebensqualität belohnen - ausgerechnet darauf sollen wir verzichten? Nur weil es nicht in die "aufgeklärte Denkweise" passt?
In eine aufgeklärte Denkweise, die uns nicht einmal ansatzweise erklären kann, wie Atomteilchen, die nicht einmal materiell "greifbare" Teilchen sind samt dem sie inneratomar umgebende Leerraum zu etwas "Begreifbaren" werden und das dann zu unsere erlebbaren Welt führt?

Apropos Atomteilchen: Bei der neuen CERN-Anlage (Synchrotron) wird ein Teilchen gesucht, dass die Wissenschaftler salopp als "Gottesteilchen" bezeichnen. Interessant nicht?

Ein "rationaler" Verzicht auf spirituellen Glauben unter eingebildetem Verzichtszwang oder "Na sowas ... das tut doch ein aufgeklärter Mensch nicht" wäre doch ziemlich dumm oder, zumindest für manche Menschen selbstverleugnend, oder nicht?

Bei dem was wir doch sonst alles "glauben" ..... Und nicht für dumm halten!
Mit den passenden Worten von Pfarrer Harald Kluge (Dorotheerkirche H.B. Wien) aus einer Predigt:

"
Vieles verpufft als Luftschloss oder wird wie eine Sandburg am Strand von den abendlichen Wellen weggeschwemmt."


Rudolf Fiala


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