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Laienspiritualität 8:
 Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.

Gottes Freie Mitarbeiter ohne dogmatische Zwänge.

Barmherzigkeit statt starrer Gerechtigkeitsregeln.
Die anderen Abhandlungen
© Rudolf Fiala, 3.10.2008, revidiert 22.3.2009     check 25.06.2022

Diese Abhandlung entstand unter dem Eindruck eines Interviews von Univ.-Prof. DDr. Paul M. Zulehner am 27.9.08 im österr. Radio. Leider nur das Vorwort zu diesem Interview:
http://religion.orf.at/projekt03/tvradio/ra_logos/ra_log080927.htm
               
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Barmherzigkeit statt starrer Gerechtigkeit?

Sinngemäß habe ich beispielsweise folgenden Satz des Interviews in Erinnerung:

"Der Papst sollte sich vom Thron der Gerechtigkeit auf den Stuhl der Barmherzigkeit setzen"
Allerdings spielt einem manchmal die Erinnerung die seltsamsten Streiche und vielleicht hat er gesagt "Gott könnte sich usw."
Letzen Endes ist das aber inhaltlich völlig egal, da der
nach röm- kath. Amtsverständnis unfehlbare Papst ja Stellvertreter Gottes sein soll.
Sie schmunzeln? Gut so.

Ein bewunderswerter Ausspruch eines prominenten Katholiken, der altersbedingt schon einen gewissen Abstand zum "päpstlichen" Religionsdenken entwickelt hat. In diesem Sinne sicher zu den ziemlich Freien Mitarbeitern Gottes gezählt werden kann.

Eine Mitarbeit, deren Gewicht nicht auf dem Vermehren von Macht, Mitgliederzahl und Einkommen der Kirchen beruht, sondern auf einer menschenfreundlichen, ja menschenliebenden Glaubensauffassung und dem daraus resultierenden einfühlsamen Verhalten gegenüber den Gesprächspartnern.

Freie Mitarbeiter Gottes.... Natürlich bietet sich in unseren Landen an, diese Freiheit in das christliche und jüdische Gedankengut hineinzuinterpretieren. Allerdings muss das ja auch für nicht-christliche/jüdische Philosophien im Sinne des EINEN Gottes gelten.  
Ein gewisser ethischer Anspruch sollte bei anderen Religionen/Philosophien wohl schon dahinter stehen. Gerne hätte ich ja geschrieben "muss dahinter stehen", aber die vergangenen Jahrhunderte waren und sind noch immer voll von Ereignissen, die auch das Christentum kaum als besonders ethische Institution auszeichnet. Leider.

Was bleibt als Richtschnur: Die eigene persönliche Ethik frei von klerikalen Zwängen und die Hoffnung, in die Nähe von Idealen zu kommen, die den Begriff "Ideal" auch wirklich verdienen.

"Mitarbeiter Gottes" - auch ohne den Zusatz "frei" - inkludiert freilich auch den Begriff der gespürten Gnade und der daraus resultierenden Verantwortung.
Wenn man allerdings aufmerksam geworden, die vollgestopfte, hektikerfüllte Liturgie mancher Gottesdienste und das noch bei immer den selben Predigern erkennt, kann man leicht den Eindruck bekommen, das hier die wahre Gnade noch nicht gelandet ist.
Und vielleicht auch nie landen wird... Erleuchtung / (Inspiration 1.8.08) kann nicht endogen egozentrisch erzwungen werden, auch nicht "in heißem Bemühen"; es ist ein exogener Vorgang der sich natürlich innerlich manifestiert. Sofern man voraussetzt, dass ein Teil von IHM nicht ohnedies in jedem Menschen steckt.
Allerdings kann ein guter Schauspieler wie z.B. Romuald Pekny in seiner Glanzrolle als Abraham a Santa Clara mehr an das Auditorium heran- und hinüberbringen, als ein vielleicht(!) gnadeerfüllter introvertierter Prediger, der durchaus gut gemeint, einen "Aufsatz" vorträgt, der aber niemanden fesselt.

Nach außen gerichtet, bereit und befähigt zur helfenden Botschaft, im geschriebenen oder gesprochenen Wort. Und sich freilich den Risken der Konfrontation durch die eigene Verletzlichkeit bewusst zu sein gehört auch dazu, ist aber aus spirituellen Gründen leicht ertragbar.
Kritik-Furcht darf es einfach nicht geben, denn vielleicht nur einem EINZIGEN Menschen damit helfen zu können oder zur Nachdenklichkeit anzuregen, ist bereits Motiv genug.

Genügt es, nur Darsteller zu sein? Eingebunden in ein klerikales Regelwerk und abhängig als kirchlicher Gehaltsempfänger mit Angst vor Kündigung oder auslaufender Predigerverpflichtung nach der gewählten Amtsperiode?
Ich weiß es nicht, auch Schauspieler haben ihre Meriten....

"Hofnarr Gottes" müsste man sein, unabhängig von weltlichen Verpflichtungen!
Und das scheint es tatsächlich zu geben, nämlich Priester, Pfarrer und Laien entsprechenden Alters und in Pension oder auf andere Weise gut versorgt.

Ich weiß von einige über Sechzigjährigen, denen der Ehrentitel "Hofnarr Gottes" voll Ehre zuzusprechen wäre. Ich führe sie aber hier nicht an, nicht nur, weil ich manchem vielleicht schaden könnte, sondern schlicht weil ich von vielen anderen, die es sicher gibt, gar nichts weiß.

Und genau diese "Hofnarren Gottes" nähern sich mit zunehmendem Alter dem Ehrenbegriff "Freie Mitarbeiter Gottes", sie lassen die menschengeschaffenen, starren Regeln und Dogmen hinter sich und dienen eigenverantwortlich den Menschen in ihrer Gottessuche schlechthin. Und werden immer freier und damit hilfreicher.

In "Glaubenssuche und unsere Verantwortlichkeit 18.6.08" habe ich den Versuch gemacht, dieses immer deutlicher werdende Denken über die Glaubenfreiheit und -verantwortung nahezubringen, ob einer der dort zitierten Lebenden allerdings des o.a. Ehrentitels würdig wäre, weiß ich nicht. Auch nicht ob sie sich schon selbst überzeugt als Freie Mitabeiter Gottes bezeichnen würden.

Warum ich diese Freiheit für so wichtig halte:
Die je nach Kirche Jahrtausende oder Jahrhunderte dauernde kaltschnäuzige Erstarrung des "Apparates" führte und führt immer mehr in die Isolation.
Nur warmherziges Charisma in den Kirchen, Zugeständnisse in die Mündigkeit und Beendigung des hierarchischen Denkens in Glaubensdingen kann Chancen eröffnen. Und freilich ein überkonfessionelles, menschenschätzendes, ja barmherziges Denken, das Geborgenheit vermittelt.
Kompetenz nicht durch eingelerntes Gruppenverhalten sondern durch vertrauensbildendem Mitgefühl.

Ich meine beispielsweise, dass die Wertschätzung, die Herrn Prof. Zulehner allgemein entgegengebracht wird, jenseits vieler konfessionellen Schranken existiert. Dogmatischen menschengemachten Schranken, die noch immer eine echte(!) Ökumene verhindern.

Apropos Ökumene: Viele haben den Eindruck, dass sie derzeit stark schwächelt oder sogar darniederliegt. Zuviele "ABER..."-Würdenträger, deren oft, zu oft gesagtes "Wir könnten doch reden? Ja, reden kann man sicherlich über alles, ABER..." die Mauer schon im Gesprächsansatz erkennen lässt.
Man spricht immer von "der Ökumene" und meint damit seltsamerweise immer die Ökumenen mit der pästlichen Kirche. Man könnte sie freilich in ihrem Elfenbeinturm belassen und eine erfolgversprechendere Ökumene mit den Nichtpästlichen pflegen, wie zB. die Reformierte helvetische Kirche (HB) das mit den Juden und der Altkatholischen Kirche könnte, von der ich ohnedies vermute, dass sie der HB-Kirche in vielen Dingen näher steht als die Schwesterkirche der Lutherischen. Und das besonders seit der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre der AB-Kirche und des Vatikans im Jahr 1999.


Ein Leben ohne innere und äussere Begrenzungen kann es nicht geben, natürlich ist das so.
Aber jene Menschen, die sich zur "Freien Mitarbeit" bekennen haben erkannt, dass sie sich über im religiösen Bereich Anerzogenes, Eingeprägtes und Eingelerntes, ja Oktruiertes auch hinwegsetzen können; ohne schlechtem Gewissen!
Das alles ist ja von Menschen Geschaffenes über den unerklärbaren Gott, das keinen Nachweis über Seine Ihm eigene Sinnhaftigkeit bringen kann. Interpretationen, Regeln, Dogmen, Phantasien.... Puppenkleider angelegt an etwas prinzipiell nicht Erklärbarem.
Ob dieses von Menschen geschaffenen Gewebe in der Überhitzung der Phantasie dem Begriff "Lügengewebe" zuzuordnen ist, weiß ich nicht.
In manchen Textteilen ist das Ziel "Manipulation" ohne der geringsten Möglichkeit auf ein Quäntchen Wahrheit nur zu offenkundig.

Mit diesem "Gewebe", muss sich der befreite Mensch nicht mehr befassen, er kann seinen Ärger über viele Inhalte schlicht verdrängen. Gott wird durch dieses Gewebe weder wahrer noch unwahrer. Völlig irrelevant für die "Freie Mitarbeit", in welcher Form sie sich immer abspielt. Als Familienmitglied, Gemeindemitglied; in Einzelgesprächen, Diskussionen, schriftlichen Veröffentlichungen, oder - hoffentlich - sogar von der Kanzel.

Das Christentum ist voll von Fetischen, falschen und vielleicht(!) sehr, sehr wenigen wirklichen Reliquien und sonstigen Absurditäten.
"Freie Mitarbeiter" brauchen das nicht, sie tragen ihren (Teil Gottes) Gott in sich geborgen.
Aber eines haben die begnadeten Freien sicher im Unterschied zu manch zweifelndem(r) Amtskirchenträger(in): aus innerer Kraft und Überzeugung viel Gottvertrauen und sehr wenig Zweifel.

Wie sagte so schön Angelus Silesius im "Cherubinischen Wandersmann":

"Halt an, wo laufstu hin, der Himmel ist in dir;
 Suchstu Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.
"
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Conclusio:
Aus dieser Abhandlung folgt eigentlich wieder einmal gar nicht überraschend, dass der mangels Beweisen nicht fixierbare Gottesglaube auf Gefühl, Empfindung, Intuition, Charisma etc., also streng inneren Vorgängen beruht. Angriffspunkte dagegen kann es nur geben, wenn man "Angriffspunkte" zulässt.
Manipulation und sonstige Zwänge finden eine glatte geschlossene Fläche vor, an der sie sich nicht verankern können.

Natürlich würden manche "Religionswissenschaftler" - man verzeihe mir hier dieses Wort mit seinem Widerspruch in sich - gerne ihre Wahrheit als das vermutlich Richtigste darstellen.
Allerdings erkennen die Naturwissenschaften immer mehr die Diskrepanz zwischen ihrem traditionellem Wahrheitsanspruch und dessen Verwirklichbarkeit. Gleiches gilt freilich auch für die wach das Weltgeschehen beobachtenden Religionen, die immer mehr zugestehen, dass es zwar einen "offiziellen" und/oder persönlichen Weg zur Wahrheitssuche gäbe, dessen absolute Richtigkeit oder Irrtum aber vom Menschen, dessen Gehirn einfach keine physikalische Funktion zur Erkennung der Transzendenz besitzt, nicht erkannt werden kann.
Plausibilitäten, also Wahrscheinlichkeiten, sind unsere Hilfsinstrumente zur Annäherung an etwas experimentell nicht Erforschbares.

Es steht für mich außer Zweifel, dass dieser Weg allen Suchenden verfügbar ist und nicht an die Prämisse eines kirchlichen Benützungsrechtes gebunden ist; also ein Weg in Freiheit ohne konfessionelle Leitplanken.
Ohne jene fundamentalistischen Leitplanken, die früher sogar Millionen Menschen in Folter, Krieg, Elend und Tod geführt haben. Und noch immer führen.

Kann es da tatsächlich etwas geben, das gegen eine diese Unglücks-Leitplanken überschreitende Idee der "Freien Arbeit mit und durch Gott" in Barmherzigkeit, Toleranz und Vertrauen sprechen könnte?

Ich glaube nicht! Sonst hätte ich nicht das an und für sich unerklärliche Bedürfnis gehabt, diese Abhandlung zu schreiben.

Dazu wieder passend Angelus Silesius:

"Gott wohnt in einem Licht, zu dem die Bahn gebricht:
 Wer es nicht selber wird, der sieht Ihn ewig nicht."



Rudolf Fiala



Zwei Linkbeispiele zum Gegenteil der "Freien Mitarbeit" und somit indirekten Beweisen zur notwendigen Freiheit:

"Kirchenregeln" nicht von Christus geschaffen: http://ww3.das-weisse-pferd.com/99_22/oekumene_kultreligion.html

Umarmung der Pästlichen und Lutheraner: http://theologe.de/glaube_rechtfertigungslehre.htm

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