» Die eigenverantwortliche dogmenfreie Gläubigkeit «


Laienspiritualität 51: Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun. 
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.


Image-Schädigung Gottes als erprobtes Mittel zur "produktiven" Angsterzeugung.
Angsterfüllte Religionsfürchtige sind nachweislich die zahlfreudigsten Religionskonsumenten.

© Rudolf Fiala, 9.3.2011 Aschermittwoch     check 20.06.2022


Image-Schädigung Gottes, wie das nur klingt! Als wie wenn Gott überhaupt eines Images bedürfe ...

Nun, Er "braucht" sicher keines der Ihm von außen so gerne aufgeprägten Images, bloße Konstrukte machtverbundener Meinungsbildner in den Elfenbeintürmen der Religionswissenschaften, die einfach nicht gewillt sind, anzuerkennen, dass einem "Verborgenen Gott" schlicht nichts angedichtet werden kann und schon gar nicht irgend etwas religions-"Wissenschaftliches". Quasi mangels erkennbarem, real greifbaren "Wissenschafts"-Zielsubjektes! Deswegen wäre der Begriff "Theo-Logie" ja durch "Ekklesiologie" besser beschrieben.

Dem Geldfluss in das Erhaltungssystem der Elfenbeintürme ist freilich eine "gesunde Angst" oder Verdammnisangst förderlich und wird hier nicht nochmals behandelt; auch nicht die psychologischen Machtmechanismen.


Somit zum Kern dieser Abhandlung: Der gerne gemachte Versuch der Projektion eigener Eigenschaften in ein verallgemeinerndes, doch nur subjektiv passendes Gottesbild.
Das umgekehrte Eingeständnis, Gott nur so erkennen zu können, wie es der eigenen Denkweise entspricht, finden Sie »dort«.
Sie finden dort allerdings auch die Machtmechanismen und mir bleibt hier nur mehr als abzuhandeln über:

Die Projektion des eigenen Selbst nach außen, als wie wenn es die einzige Richtschnur wäre. Wie offensichtlich nur zu gerne vermutet wird.
Und schamlos ausgenützt wird, besonders von "Machiavellistischen Erfolgseliten" mit dem berüchtigten "Der Zweck heiligt die Mittel".
Man beachte das Wort "heiligt" in diesem entlarvenden Sprichwort!

Keinerlei Hemmungen gegenüber einer denkbar ethisch hochwertigen, aber unbeweisbaren Entität, im gläubigen Idealfall eben "Gott" gegenüber.
Hemmungslosigkeit, quasi per se ein Beweis für irgend etwas Glaubensähnliches - z.b. sind Atheismus und Solipsismus im Popperschen Sinne
auch "Glaube" -, aber nur für einen Glauben an und/oder für sich selbst. Dem Gruppenideal entsprechend.

Kollektive (alttestamentarisch berichtete) Gruppen-Verhaltensweisen haben somit folgerichtig zu einem entsprechenden Gottesbild geführt.
Stammesdenken (siehe Moses mit dem Tötungsbefehl all jener "im Namen Gottes", die nicht vom Stamme Levi waren, etc. etc.), Gewalt, Land- und Menschenraub, führten zum modernen Bild des alttestamentlichen JHWH. Da bestens nachlesbar, erspare ich mir eine Beschreibung der damaligen, Gott unterstellten und im heutigen Sinne grauslichen Eigenschaften,
siehe z.B. die Bücher Mose. Die teilweise noch immer in den Kirchen in der Lesung verkündet werden, im röm. Katholizismus zusammen mit der offensichtlich erwünschten systematischen Leidüberhöhung zu finden sind und unter Vernachlässigung der modernen Rechtfertigungslehre bestens für die fiktiv schuldbeladene monetäre Opferbereitschaft sorgen.


Die absolut dogmengläubigen Katholiken sind bezüglich absoluter, also unanzweifelbarer Bibelwahrheit freilich im Besitz des Ei des Columbus, denn im Jahr 1965 deklarierte ihr höchstes Gremium in Gestalt des 2. Vatikanischen Konzils in seiner „Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung“ das Folgende (Schrägeschriebenes aus einer Internetquelle):

„... aufgrund apostolischen Glaubens gelten unserer heiligen Mutter, der Kirche, die Bücher des Alten wie des
Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen als heilig und kanonisch, weil sie, unter Einwirkung
des Heiligen Geistes geschrieben ..., Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche übergeben sind ...
Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten
hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, ...“ 

Dementsprechend heißt es in dem bis heute gültigen Katechismus der katholischen Kirche:
„Das Alte Testament ist ein unaufgebbarer Teil der Heiligen Schrift. Seine Bücher sind von Gott inspiriert ...
die Christen verehren das Alte Testament als wahres Wort Gottes.“ (Rdnrn.121 und 123)

Für die Mitglieder der Kirche gilt unter anderem:
„Wer nicht alle Bücher der Heiligen Schrift mit allen ihren Teilen, wie sie die Kirchenversammlung von Trient
anführte, als heilige kanonische Schriften anerkennt oder wer leugnet, dass sie von Gott eingegeben sind, der sei ausgeschlossen.“ (Neuner-Roos, a.a.O., Rdnr.98), wobei die Formulierung „ausgeschlossen“ die euphemistische Übersetzung der griechisch-lateinischen Formel „anathema sit“ ist, die wörtlich übersetzt bedeutet: „der sei verdammt“.


Zusammengefasst: Katholisch alles gottesgegeben, wie absurd wir es heute auch empfinden - oder es im 20 Jhdt. - außer vom Konzil - schon empfunden wurde.
Beispiele mit Strafaufforderung, sogar bis zur Tötung, sind bei Moses häufig zu finden, und das alles soll durch den Heiligen Geist als Gotteswort vermittelt worden sein? Auch diverses Menschenverachtendes in den Briefen des Neuen Testaments?
Als nicht-katholischer und Konzils-ungebundener Laie kann ich nur ein empörtes "Nein" gegen diese absoluten "Wahrheitsansprüche" samt Imagezerstörung eines gütigen Gottes stellen.

Noch etwas Psychologisches:
Wenn die Bibel tatsächlich von Gott inspiriert, also mit Geist erfüllt wurde und somit unumstößlich als Sein Werk erkennbar wäre, bräuchte es dann tatsächlich ein Dekret z.B. eben des 2. Vatikanischen Konzils wie oben angeführt, oder einer anderen Stelle?
 


Hauptthema "Angst", interessant sind auch die Ergebnisse der modernen Lügenforschung:

Lügende Menschen mit halbwegs Ehrgefühl haben selbstverständlich Angst vor dem Entdecktwerden und das dazugehörige Schuldbewusstsein.
Beides ist in der Körpersprache und in der "Eindringlichkeit" des verbalen Vortrags für einen wachsamen Menschen leicht erkennbar.
Aber, es gibt einen raffinierten Trick der Verschleierung während des Vortrags: die Projektion der eigenen Schuldgefühle auf universelle Schuldgefühle inklusive der damit verbundenen Angst. Und leider auch die absurde, ja schlechtmachende, rufmordende Projektion auf die unterstellten Maßstäbe eines "Verborgenen Gottes", der sich ja dagegen nicht wehrt!
Wie: "Wir sind doch alle schuldige Sünder" ... "unentrinnbar der (eventuellen!) Un-Gnade ausgeliefert" ... "Er wir kommen zu richten" ... "Erbsünde" ... "schuldig von Geburt an" ... "Fegefeuer" ... Lutheraner: "Gute Werke sind sinnlos" etc. etc.
Wundert es da noch jemanden, dass ein sich ob seines Wahrheitsdefizits schuldig fühlender Sprecher mit diesen biblisch induzierten "Universalängsten" bestens seine eigene "Entdeckungsangst" verschleiern kann? Eine seit Jahrtausenden erprobte Methode. Auf Kosten eines gnädigen Gottesbildes!

Und als anderes Extrem gibt es noch die in Wien sogenannten "Springinkerl", also hyperakative Verschleierer, gerade in Wien bestens dokumentiert durch die Predigten von Abraham a Santa Clara und schauspielerisch eindrucksvoll verwirklicht durch den Schauspieler Romuald Pekny.
Wobei ich ohne weiteres zugestehe, dass so manches heutige "Kanzelspriginkerl" mit ausgezeichnetet Schauspieler-Qualitäten wirklich das zu glauben scheint, was es im Gottesdienst spricht. Und freilich besser hinüberkommt als ein offensichtlich pessimistischer Tiefschürfer.

Ob die zuhörenden Menschen wirklich immer der Wertschätzung des Predigers sicher sind, darf wohl angezweifelt werden. Publikum und Empfänger der wohlüberlegten Weisheiten: erwünscht als bewundernder Zuhörer ja, als Kritiker nein! Predigt oftmals als Selbstzweck.
Alles Gesagte muss doch richtig sein und richtig bleiben
, ...  nur nicht in der selbsterwählten Unfehlbarkeit gestört werden. Und schon gar nicht von jemandem, der nicht einmal zum Dunstkreis des menschenerrichteten religiösen Elfenbeinturms gehört.


Nun: es gibt in manchen christlichen, auch jüdischen Religionsrichtungen moderne und immer weiter zunehmende Bestrebungen, der Intelligenz mehr Gewicht beizumessen und offensichtlich erkennbaren "Seltsamkeiten" biblizistischer Fundamentalisten Widerstand entgegen zu setzen. Manchmal auch nur durch systematisches Ignorieren und folgerichtig Vermeiden bestimmter, nach heutigem Wissen absurder Themen oder Bibelstellen im Gottesdienst.
Immer öfter hört man den Begriff "Legenden" für früher akzeptierte, angeblich gottgegebene Bibelberichte und Bibelweisheiten.

"Aus der Zeit ...", nun soll sein. Aber dass ein Göttliches Wesen mit Hilfe des Hl. Geistes, oder sogar in Personalunion der Trinitätslehre, selbiges diktiert haben soll, wie beispielsweise die Offenbarung des/der Johannes(se), ist für mich hochgradig suspekt. Mehr als supekt, eigentlich schon in sich ein Beweis für die unrichtige Behauptung des angeblichen Gottesdiktates.


Durch diese Absurditäten werden dem Atheismus - der letzten Endes im Popperschen Sinne auch nur "Glaube" ist - erfolgversprechende Werkzeuge in die Hand gegeben; aus dem Internet: 

» He [Michael Nugent] argues that atheism provides a better model of reality, and a better basis for morality, than believing in gods; that atheists can enjoy the benefits that many people get from religion, without the harmful effects; and that the state should be secular, promoting neither religion nor atheism.«

» Er argumentiert, dass Atheismus sowohl ein besseres Modell der [ohnedies nur teilweise erkennbaren] Wirklichkeit, als auch eine bessere Basis für Moral und Ethik als der Glaube an Götter liefert;  dass Atheisten sich an den "Leistungen" und "Wohltaten" (orig. "benefits") , die viele Menschen von der Religion erhalten, ohne die schädigenden Effekte erfreuen können; und dass der Staat weltlich sein soll, ohne die Religion oder den Atheismus zu fördern.«

Und noch ein Fund von Michael Nuggent selbst: »
The idea of gods is bad for society, because it spreads irrational dogma that causes good people to do bad things. This affects three practical areas of our lives: the quest for knowledge, treating people fairly, and civic society.«
Nun, da hat er wohl nicht ganz unrecht, wenn man die letzten 2000 Jahre betrachtet!

Fazit: Ich kann mir vorstellen, dass nicht nur die Kirchenaustritte der letzten Jahre zu heftigen kircheninternen Diskussionen zwecks Elimination von traditionellen Absurditäten führen werden oder schon geführt haben. Möglicherweise kommen sich dann kirchlich reglementierter "Glaube" und "Eigenverantwortliche Gläubigkeit" wieder etwas näher. Und die Erscheinungsformen empfundener Lügereien - sowohl für den Empfänger als auch für den intelligenten, aber genau deswegen innerlich verunsicherten, fast zwangsläufig schuldbeladenen "dogmatischen Plauderer" - würden langsam verschwinden.
 

Rudolf Fiala