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Laienspiritualität 16: Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben,oder auch nicht,
Sie können es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.

Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen
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© Rudolf Fiala, Ostersonntag 12.4.2009 , rev.3.6.2022 
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Kann Gott irren? Muss Er sich sogar irren können?

"Gott irrt sich nie! Nur wir irren uns!", wie man hört....


Ostercredo 2009, spontan geschrieben früh am Ostersonntag 12.4.2009 nach einer gehörten Karfreitagspredigt: 
Das Evangelium ist etwas viel Größeres als die von Menschen geschriebenen vier Evangelien samt ihrer Sonderheiten und Widersprüche.
In der Evangelischen Leuenberger Konkordie wird Christus mit Gott gleichgesetzt und auch der Opfertod Jesu wird dem Opfer Gottes gleichgesetzt. Daraus folgt schlüssig, dass der Glaube an Gott, die Empfindung seiner Gnade und das Zulassen der Geborgenheit reicht, sich intuitiv als Christ zu fühlen! Unabhängig von den vielen aus der Schrift erkennbaren Irrtümern und deren abschwächenden Interpretationen.


Wie man hört....

Scheint ja auf den ersten Blick logisch zu sein, dass der Allmächtige und Omnipräsente sich nie irrt, sich nie revidiert.

Doch ist vorstellbar, ja argumentierbar, dass das nicht unbedingt sein muss?
Dass Er das gar nicht in seinem Weltenkonzept vorgesehen hat?
Und auch nicht in seinem Ihm angedichteten Menschenkonzept der unabänderlichen Vorherbestimmung?

Gott soll eine Entität sein, die ihre hartherzige "Meinung" über einen bestimmten Menschen stur behält, ohne die dynamische Entwicklung eines Menschen zu berücksichtigen?

Ein starrer Gott im von Ihm geschaffenen dynamischen System "Natur und Zeit"?
Ein präsenter, aber starrer Gott im allgegenwärtigem "Jetzt"; einem "Jetzt" das "geschieht" und in dem auch Gott "zeitlos geschieht"? Ein Gott, der sich selbst - wer denn sonst? - auf seinen eigene Starrheit festgelegt haben soll? Undenkbar!

Nun gut, eine Anzahl vielleicht ketzerischer Fragen. Aber ist die angedichtete Starrheit, die rigide Prädestination, die "Wirkungslosigkeit der guten Werke", der den Menschen reitende Gott oder (von ihm geschaffenen, wenn überhaupt) Teufel,institutionelle Anmaßung als Sein Vertreter nicht auch letztendlich "ketzerisch"?

Völlig im Widerspruch zur anerkannten Unerklärbarkeit Gottes?  

Viele, zu viele Fragezeichen......

Ich möchte dieses Problem von der Seite des dynamischen Geschehens beleuchten, in der es völlig sinnlos wäre, Gott als statisch, unänderbar, rachsüchtig bis zum bitteren Ende darzustellen.

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Ein heiteres, gehörtes Beispiel von der evang. Kanzel, verkürzt interpretiert:

« Irgendwann sei Gott gefragt worden, warum er nicht nochmals eine Sintflut schicke. Seine Antwort wäre gewesen:
"Ich habe gelernt, dass die Sintflut letztendlich sinnlos gewesen ist, der Mensch ist nicht änderungsfähig!"  Usw...»
 
Ein lernfähiger Gott! Bestens! Aber hätte Er dann als unterstellt allwissender allmächtiger Lenker den Misserfolg nicht schon vor der Sintflut wissen müssen?
(Ganz abgesehen von der Problematik, ob Er tatsächlich Auslöser der geschichtlichen Überschwemmungen war...)

Gott irrte mit der ersten Sintflutentscheidung, ganz eindeutig, nach dieser Schilderung.
Und ich bin dankbar, gerade das aus einer Gastpredigt in Wien ableiten zu können, obwohl mir erst jetzt ein Jahr später beim Schreiben dieser Abhandlung die Beispielswirkung dieser Predigt schlagartig ins Bewusstsein kam.

Den Bibelkundigen
kann ich noch die "Wette" zwischen Gott und Satan über den geschundenen Hiob (Ijob) anbieten, die ja auch nur Sinn macht - falls überhaupt -, wenn Gott im Zweifel über das Ergebnis ist, also seinen möglichen Irrtum in Betracht zieht.
Ein "irrtumsfreier" Gott braucht nicht zu wetten; und schon gar nicht mit einem der von ihm geschaffenen "Gottessöhne" namens Satan.  
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Vorerst einmal Ende des Gottes-bezogenen Präludiums dieser Abhandlung, zur Sache:

Alle Geschehnisse in der Natur sind eine andauernde Entwicklungskette aus der Vergangenheit.
Entstandene statische, nicht mehr entwicklungsfähige Dinge wie Kristalle, dahinrostender "Tand aus Menschenhand" :-) können zwar durch Umwelteinflüsse verändert, aber nicht mehr "höherentwickelt" werden. Der Weg zu immer größer werdender Unordnung/Entropie ist vorgezeichnet.

Die darwinistische Weiterentwicklung des Lebens beruht aber definiv auf Vorgängen, die man im konservativen Sinne a priori als Fehler oder zumindest als Unbewährtes mit unbekanntem Fehlerpotential,  bezeichnen würde. Das neu Entstandene oder Kombinierte erhält aber die Chance, sich in der gegebenen Umwelt zu bewähren oder sogar wegen zufällig besserer Eignung das Bisherige zu verdrängen.

Das gilt freilich nicht nur für die Biologie an sich, sondern für alle dynamischen, regelungsfähigen Systeme.
Regelungsfähige Systeme, die andauernd die entstandenen Fehler derart ausregeln, dass das Ziel der Verwendbarkeit an sich erreichbar wird.
Typisches Beispiel: Die oftmalige korrigierende Lenkbewegung in einem Auto, sogar auf gerader Strecke. Nichts mit einmal Einstellen und das war's dann. Würde sehr schnell zum Unfall führen.    

Wirtschaftsdarwinismus, Sozialdarwinismus, Kirchendarwinismus etc. etc. - nicht zu vergessen der die Ethik vergewaltigende (Gruppen-!) Moral-Darwinismus -, eine andauernde Kette von Hypothesen, Falschannahmen, Fehlern, Entgleisungen und deren Korrektur. Oder Verschrottung nach dem endgültigen Scheitern.

Versuch und Irrtum (try and error) andauernd und überall, und wenn möglich Schadensbeseitigung. Was freilich unausweichlich einen neuen Grund für weitere Irrtümer/Fehler/Schäden darstellt.
Aber eben auch die Chance der Bewährung für etwas tatsächlich Neues und als gerade in der jeweiligen Zeit brauchbar Erprobtes. Das ist freilich kein Ewigkeits-Freibrief.

Im Rahmen der Naturgesetze, und da das eine spirituelle Abhandlung ist, sei der Zusatz "gottgewollte Naturgesetze" erlaubt.

Wenn man in die Struktur der atomaren und subatomaren Geschehens eindringt, wird man die Notwendigkeit der korrigierenden Regelkreise bestätigt finden. ("Wellenfunktion des Universums" Hawking, Hertog, Hartle et al.; "Skalarfeld Dunkle Materie"; etc.)

Oder auch Ihn, wie der große Physiker Werner Karl Heisenberg sagte:

"Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch,
aber auf dem Grund des Bechers wartet GOTT"

Und da soll irgendwo ein starrer nicht korrekturfähiger Gott wie eine eingefrorene moralinsaure Spinne im Netz sitzen? Pure Hartherzigkeit? Ein absurder Gedanke, nicht wahr?

Genau so absurd wie die Unterstellung, sich Gott nahe zu fühlen wäre nur unter Vergewaltigung der Vernunft möglich.
Oh JHWH, was tun sie Dir seit Jahrtausenden an !

Unser, Dein, mein lebender Gott, der im Konzept des "andauernden Jetzt" doch unbestreitbar "im Jetzt geschieht"!
In einem unentwegt in Bewegung bis in die feinsten (denkbaren) Strukturen und deren gegenseitige Beeinflussung seiendem "Jetzt" soll quasi eingefrorene Hartherzigkeit sein, nur weil es jemandem ins Konzept passt?
Ein Gesslerhut auf der Stange der selbstgeschaffenen und daher selbstbezogenen Interpretationen über etwas prinzipiell Unerkennbares?

Nein, DAS denke ich nicht, will und kann ich nicht glauben!

Ürigens gibt es auch in der Bibel Beispiele für einen Sinneswandel Gottes nach Ihm zugesprochenen oder angedichteten Drohungen! Und wenn schon die Bibel "Arbeitsinstrument" für verschiedene Religionen darstellt, dann sollten diese die Änderungen auch wahrheitsgemäß erwähnen und nicht als a priori "nicht-System-gefällig" unter den Tisch kehren. Oder?

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Stimmen Sie noch immer der alten Meinung zu, Gott sei starr, stur, in einem dynamischen Welten- und Lebenskonzept nicht änderungsfähig? Auch nicht in Bezug auf Ihre Person?
Am heutigen Ostersonntag, der ja ein Teil der Erinnerung an ein für das Christentum ausschlaggebendes Änderungskonzeptes eines dynamisch agierenden, fehlerkorrigierenden Gottes darstellt? Eines Fehler-korrigierenden Gottes, trotz dessen allmächtiger Omnipräsenz alle diese Fehler erst entstehen konnten oder durften?

Ein durch die Jahrtausende starr dargestellter, also kalkulierbarer
Gott ohne Überraschungen ist Ihnen lieber? Schade meine ich! Und Sie werden Ihren Teil des allpräsenten Gottes "wie gewünscht" quasi gefiltert auch derartig erleben.
Ohne Überraschungen ....


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Rudolf Fiala