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Laienspiritualität 52:
 Egal was, wie und wem Sie für Ihre Spiritualität glauben - oder auch nicht -, Sie könnten es in eigener Verantwortung und Überzeugung tun.
Beim teilweisen oder ganzen "In-die-Hand-nehmen" Ihres Glaubens mögen Ihnen meine Abhandlungen und Linkangaben helfen.


Gott und wir: gebunden im kontinuierlich fließenden Jetzt.

Ansatz zur Bereinigung des frustrierenden Theodizee-Problems.
Nur die Anthropodizee bleibt über!


© Rudolf Fiala, 22.1.2011,    Postscriptum   16.2.2011,    rev. 3.6.2022

Zur Einstimmung ein Auszug aus einer Abhandlung über die Unmöglichkeit eines Zeitparadoxons, siehe Das ewige Jetzt,
Zitat:
...
Diese Beispiele könnten ein sehr grober - zugegeben - Teilbeweis sein, für das denkbare und noch nicht widerlegbare mögliche Ergebnis aus der Atto-/Femtosekundenforschung: Es könnte gar keine Zeit als "Zeit an sich" geben und schon gar nicht gequantelt.

Möglicherweise gibt es die "Zeit an sich" gar nicht. Vielleicht aber doch; ist letzlich unwesentlich.

Aber eines ist sicher: Es "gibt" auch die Vergangenheit "an sich" nicht real angreifbar - es "gab" sie einmal -, nur ihre archäologischen Spuren samt materiellen und geisteswissenschaftlichen Auswirkungen "gibt" es angreifbar, erkennbar oder auch nur erinnerbar im "Jetzt".
Genau so wenig "gibt" es "Die Zukunft" angreifbar!
Und in etwas, dass es nicht "gibt" - gibt im Sinne einer wirkenden Präsenz - kann irgend jemand auch nicht hineinspringen, um dort nachzusehen.

Jede Veränderung von Zustand 1 zu Zustand 2 geht in Richtung unserer Hilfsdimension "Zeit" bezw. es wird diesen einander folgenden Zuständen ein von uns geschaffener Zeitstempel aufgedrückt, von dem eben gar nicht bekannt ist, ob es ihn "an sich" überhaupt gibt.
[...]


Veränderung inneratomar und grobstofflich. Oder wenn man es auf die Spitze treibt: Das Feld, das uns Stofflichkeit VORTÄUSCHT, befindet sich natürlich auch dauernd in feldspezifischer Veränderung. Z.B. der Elektronenschalen etc. etc... samt aller möglichen fehlerhaften Prozesse.
Daran ändern auch Superstrings und andere Gedankenkonstrukte bis zum Urknall nichts.

... usw.


Nochmals die Quintessenz:

Es gibt angreifbar und jetzt wirksam nur die Gegenwart, das "Ewige Jetzt"!

Die Zukunft ist eine Summe von theoretischen Potentialen, von denen einige durch das Weitergleiten - inneratomares Weiterschwingen - der Gegenwart realisiert werden.
Theoretische Potentiale mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit zwischen NULL und 100%, begründet in im Zeitpunkt der Realisierung momentan(!) herrschenden förderlichen oder hindernden Randbedingungen physikalischer und soziologischer Gegebenheiten.

C.F. von Weizsäcker hat es in dem prägnanten Ausspruch zusammengefasst: „Die Vergangenheit ist
faktisch, die Zukunft ist möglich.“

Dass jede Materie, ob belebt oder nicht, ja jeder Geist in diesem "Ewigen Jetzt" gefangen ist, ist kaum bestreitbar.
Weder sind Sprünge in eine real nicht vorhanden Vergangenheit, noch in eine noch gar nicht manifest gewordenen Zukunft möglich.
Reales Zukunftswissen gibt es nicht.

Aber für einen Gott, oder ein nicht personal konnotiertes Gottesprinzip, sollte das wunderbarerweise nicht gelten? Für den Schöpfer der so sinnvoll interagierenden Naturgesetze? Dem doch seit Jahrtausenden unterstellt wird, ER kenne real die Zukunft und handle rückwirkend in die Gegenwart nach Seinen Zukunftserfahrungen? Aus einer Zukunft, die sich doch erst im Weitergleiten der Gegenwart manifestiert? Da müsste Gott doch ein ziemlich grausamer Sadist sein, wenn er all das von Ihm in der Zukunft schon "gesehene" manifeste Unglück zulässt. Wo Er doch nur die Randbedingungen innerhalb der nicht änderbaren Naturgesetze dank seiner Allmacht minimal zu ändern bräuchte?

Ich behaupte, diese Realzukunftswissen-Unterstellung kann gar nicht richtig sein. Und wenn es mir oberhalb gelungen ist, die Begründungen ausreichend dargestellt zu haben, werden Sie sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dem Gedankengang ein bisschen anschließen können.

Die
Realzukunftswissen-Unterstellung ist aber ein quasi teuflisches Werkzeug, um dem Gottesprinzip eine absolute Unfähigkeit anzudichten, ja Gott zu einem beweisbaren Versager zu degradieren.
Dieser unterschwellige Rufmord an einem (Stammes-)Gott, der doch ohnedies gefälligst die Zukunft zu kennen hätte, ist schon bei Moses erkennbar, als er mit den Gesetzestafeln zurückkehrt und sofort "im Namen Gottes" die Ermordung von 3000, nicht zum Stamme Levi gehörenden Menschen im Lager befiehlt. Moses als Mordwerkzeug (ab Vers 27) ..., viel schlüssiger kann man wohl das Versagen eines dank angeblichen Zukunftwissens zeitlosen, allmächtigen Stammesgottes kaum beweisen.
Auch der kranke Luther nach 1526 war nachweislich stolz auf seine selbst angeeignete Eigenschaft als angeblich gottgewolltes Mordwerkzeug 
(Tischreden, Weimarer Ausgabe der Lutherschriften, Band 3, S. 75).
Allerdings darf man nicht vergessen, dass Luther als ehemals katholischer Mönch im biblischen, auch tötenden Gedankengut verhaftet war und blieb.
Wie: 3. Mose 20,9ff; 5. Mose 17,12; 5. Mose 21, 18ff; 2. Mose 34, 12ff; 4. Mose 24, 8; Römer 1, 29ff; 2. Petrus 2,12 ff  etc.etc.
Für mich unakzeptierbar sind all diese psychoterroristischen (Hölle!) und auch u.U. tödlichen Manipulationstechniken von Machtbesessenen!

Apropos Moses, Person und Werk: Bibellexikon

Eine "moderne" Anmerkung zu bedauerlichen kontraproduktiven Anachronismen, begründet in mangelnder Lernbereitschaft:
In einer religiösen Morgensendung war in der Weihnachtswoche 2010 von einem emeritierten kath. Geistlichen sinngemäß zu hören: ".. und ER begleitete SEIN Volk durch das Rote Meer ...". Das "Rote Meer" ist schon lange als Übersetzungsfehler von "jam suph" anerkannt, der richtige Begriff ist "Schilfmeer", also die Sümpfe im Nildelta. Zum Steckenbleiben der hineinpreschenden ägyptischen Kampfwagen reichte es auch ohne
behauptete überirdische Hilfe...
Die gar nicht erfolgen konnte, weil doch "Gott seine Macht durch seine Ohnmacht demonstriert", wie wir am nächsten Tag im Radio hören durften.
Lassen Sie sich bitte diesen absurden Satz über den verborgenen Gott auf der Zunge zergehen, insbesondere "... Macht durch Ohnmacht demonstriert".
_ _ _ _ _ _ _ _


Zusammengefasst: Gott und wir, alles bewegt sich "dahingleitend" in der scheinbar manifesten, aber im nächsten Moment schon wieder vergangenen Gegenwart, auf den materiellen Spuren und Folgen der Vergangenheit in Richtung einer fiktiven, noch nicht faktischen(!) Zukunft. Alles "geschieht jetzt" wäre, meine ich, eine zulässige Verkürzung; besser als alles "ist jetzt"

Die moderne Auffassung Gottes als Beziehungswesen durch namhafte Theologen, bestätigt die Idee der ausschließlichen Realpräsenz des "Jetzt": "Beziehungen" als Summe aller denkbaren Informationsflüsse kann man - auch ein Gott - nur mit realen Existenzen haben, also nicht mit fiktiven "Hirnprodukten" eines prognostizierenden, eventuell - oder auch nicht - eintretenden Wunschdenkens.
Siehe Postscriptum!

Daraus folgt, dass die ach so berühmte Theodizee-Frage "Warum lässt das viele Böse auf der Welt ein allwissender, allmächtiger Gott zu?" hinfällig wird! Gottes Realität entwickelt sich gleitend in der Gegenwart genau so weiter, wie unsere eigenen persönlichen Realitäten ohne jedes Zukunftswissen. Zukunfts-Ahnen vielleicht, aber reales Wissen? Nein, definitiv nein!

Stark formuliert: ER kennt aus Erfahrung die sich entwickelnde Zukunft samt Grausamkeiten auch nicht und ist somit auch kein diese zulassender Sadist!
Denksportaufgabe gleich vom Anfang der Bibel: Wenn Gott im Gegensatz dazu Zukunfts-allwissend wäre, hätte er Adam und Eva wohl die "Fruchtprüfung" ersparen können. ER wird sie doch nicht als Pseudoalibi für den Verweis aus dem Paradies gebraucht haben .... Absurd, nicht wahr?
Genau so wie die Quälung des Hiob, ER hätte doch "aus der Zukunft" gewusst, wie das ausgeht.
Naja, beides sind ja nur kleine Details aus dem "Großen Buch der Legenden" samt seinen Auslegungen "aus der Zeit". 

Fazit: Die Theodizee-Frage, also die anmaßende Frage nach der Rechtfertigung Gottes samt der Antwortversuche auf die Frage, wie das Leiden in der Welt mit der Allmacht und der Güte Gottes vereinbar sein könnte, ist mangels realen göttliche Zukunftswissens per se absurd. Wieder etwas für den Mistkübel der sinnlosen, menschengeschaffenen Glaubenstheorien.
Letztendlich
bleibt nur die Anthropodizee über!

Wer sich selbst mit einigen, letztendlich ergebnislosen "wissenschaftlichen" Antworten zur Theodizeefrage beschäftigen will:
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee


Dass mit dem Konzept des sich weiterentwickelnden - atomtheoretisch weiterschwingenden - "Jetzt" die beliebte spitzfindige Allmächtigkeits-Diskussion, ob ein Gott, der sich an die (von ihm geschaffenen) Naturgesetze halten muss, überhaupt noch als "allmächtig" bezeichnet werden kann, ebenfalls hinfällig wird, ist wohl offensichtlich. Zumindest bis zum Nachweis des Higgs-Boson ("Botenteilchen", scherzhaft "Gottesteilchen"), mit dem ein denkbarer - derzeit noch völlig unbekannter -Weg zur Informationsübertragung und somit Wechselwirkung gefunden werden könnte. Ja, heutzutage wissen wir nicht einmal, was "Information an sich", also quasi ein wechselwirkendes "Informations-Quant" überhaupt sein könnte.

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Rudolf Fiala

Postscriptum:

In konsequenter Anwendung der Worte von Univ. Vorstand Prof. Ulrich Körtner; ca. 2009:

Zitat:"So bemüht sich heutige Theologie darum, Gott stärker als Beziehungswesen und nicht als Substanzwesen zu denken.
Es besteht ein Konsens heutiger Theologie in einer relationalen Ontologie.
Noch weiter geht die von A.N. Whitehead und Ch. Hartshorne begründete Prozeßtheologie,
welche den Gottesbegriff von personalistischen Konnotationen ablöst."

Aus http://sciencev1.orf.at/science/koertner/4563


Daraus resultiert z.B.:

Am 13.2.2011 beim Gottesdienst "Fest der Liebe" in der Wiener A.B. Johanneskirche:
Ein ausdrücklich von Pfarrerin G. Lang-Czedik als "neu" angekündigtes Glaubensbekenntnis mit folgendem Text:

"Ich glaube, dass Gott Beziehung ist und Beziehung schafft.

Ich glaube, dass Gott uns aus der Isolation ruft und selbst das Band ist zwischen Frau und Mann,
Mutter und Tochter, Vater und Sohn, zwischen Mensch und Mensch.

Ich glaube, dass Gott die Mitte ist, wenn zwei zusammen kommen und beieinander sind,
wenn Menschen sich in die Arme fallen und ihr Leben miteinander teilen.

Ich glaube, dass Gott Brücke ist und Brücke werden kann zwischen Menschen, zwischen Völkern, zwischen Himmel und Erde.

Ich glaube, dass Gott Liebe ist und Liebe wirkt. Amen"
Dieses Glaubensbekenntnis stammt von
http://de.wikipedia.org/wiki/Marriage_Encounter


Weiters noch aus dem obigen Link von Prof. Körtner:

"Hat der Mensch eine Seele?

Mit "Seele" läßt sich die Tatsache bezeichnen, daß der Mensch eine Identität ausbildet, sich artikulieren und sich zu sich selbst verhalten kann. Zweifelhaft und theologisch keineswegs notwendig ist allerdings die Annahme einer unsterblichen Seele, die neben dem menschlichen Körper existiert und den Tod überdauert.

Die Auferweckung der Toten, auf welche der christliche Glaube hofft, ist nach Ansicht vieler heutiger Theologen als ein Akt völliger Neuschöpfung zu denken. Was ihr zugrunde liegt, wäre demnach, bildhaft gesprochen, die Treue Gottes und sein Gedächtnis der Verstorbenen."




Hier haben wir jetzt einen Beweis, dass das Apostolische Glaubensbekenntnis wieder einmal - wie in einem anderen Wortlaut auch - veraltet zu sein scheint, sofern man die Worte Prof. Körtners für "wahr" hält:

[ ... ]
[Ich glaube ...],
[ ... ],
[ ... ],
[ ... ],
Auferstehung der Toten     (lat. carnis resurrectionem, also "des Fleisches", eine zentrale Aussage der röm. kath. Lehraussage!)
und das ewige Leben.

Dass das dort auch beinhaltete "Ich glaube an eine Vergebung der Sünden" im evangelischen Kontext von Prädestinations- und/oder Rechtfertigungslehre sehr, aber schon sehr "diskussionswürdig" ist - nämlich ob obsolet oder nicht, genau so wie das "kommen zu richten"- möchte ich hier nochmals ausdrücklich in Erinnerung bringen!
Das "Pars pro toto-Prinzip" würde einen modernen Ersatz des geschichtlichen "Apostolischen Glaubensbekenntnisses" nahelegen.
Der oftmals geübte Ersatz durch das noch ältere "Nizäische Glaubensbekenntnis" ist zwar ein Ausweichweg, aber kaum eine moderne, vielleicht langegültige Problembeseitigung.

"Wenn der Wind des Wandels weht,
bauen die einen Mauern,
die anderen Windmühlen."

Chinesisches Sprichwort