Nun, für die Bezeichnung "Johannes der
Märchenonkel" wäre Maßregelung erwartbar.
Wenn,
ja wenn die moderne Bibelforschung durch die Besonderheiten des
Johannesevangeliums nicht schon lange bewiesen hätte, dass dieses
"Evangelium", das chronologisch letzte der offiziellen (kanonischen)
Evangelien, keinesfalls
den synoptischen (Synopse),
also irgendwie ähnlichen,
sich gegenseitig bestätigenden Evangelien
zuzuzählen ist. Die Zuordnung zu christlichen
Weltliteratur
ist ja nur eine gnädige Umschreibung für die naheliegende Bezeichung
"Märchen". Der
Verfasser ist auch kein "Johannes",
sondern es ist ein
"Redaktionelles Werk" Unbekannter. Daher heißt es auch richtigerweise
"Evangelium nach
Johannes", siehe Johannesevangelium
in Wikipedia
Haben Sie
Interesse am Stöbern in diesem Werk der biblischen Literatur: Johannesevangelium
Lutherbibel 1912
Bevor
ich mich als Beispiel für meine Behauptung einem bestimmten Teil widme,
möchte ich festhalten, dass ich Mitglied der Evangelischen Reformierten
Kirche Helvetischen Bekenntnisses (Calvin) bin.
Das ist
insoweit von
Belang, weil das Reformierte Abendmahl im Unterschied zum katholischen
oder lutherischen ausschließlich eine Erinnerungsfeier darstellt, und
Brot und Wein nur einen Bedeutungscharakter haben und NICHT Blut und
Fleisch Christi sind!
Transsubstantiation
und lutherische
Konsekration in
persona Christi sind somit für Reformierte wie mich völlig
bedeutungslos!
Anmerkung 16.4.2011:
Vor den jetzt folgenden Zeilen möchte ich jenen mir freundschaftlich
verbundenen lutherischen Klerikalen zu bedenken geben, dass sich
bezüglich Abendmahlsinterpretation nicht einmal die (Gnesio-)
Lutheraner und der große Reformator
Philipp Melanchthon einig
waren, was zum Zweiten
Abendmahlsstreit führte.
Beispiel
der Bedenklichkeit aus Johannes
6
Joh 6/47-58
47Wahrlich,
wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.
{Johannes.3,16}
48Ich
bin das Brot des Lebens.
{Johannes.6,35}
49Eure
Väter haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben.
{1
Korinther.10,3}50Dies
ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isset, nicht
sterbe.
51Ich
bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen
wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, daß ich geben werde,
ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.
52Da
zankten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein
Fleisch zu essen geben?
53Jesus
sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht
essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr
kein Leben in euch.
54Wer
mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und
ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.
{Matthäus.26,26}
55Denn
mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.
56Wer
mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in
ihm.
{Johannes.15,4}
{1
Johannes.3,24}.
57Wie
mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen,
also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen.
58Dies
ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist; nicht, wie eure Väter haben
Manna gegessen und sind gestorben: wer dies Brot isset, der wird leben
in Ewigkeit.
Es
stellt sich hier die Frage - mal ganz abgesehen von der später freudig
willkommenen Folge für die
christliche römische Transsubstantiation -, ob hier seitens der
Verfasser nicht eine
Provokation gegen die
Juden beabsichtigt war, denen ja "Blutessen"
streng verboten ist. Dieser Johannestext ist also simpel nicht koscher.
Weiters
widersprechen diese Verse und die in
ihnen verlangte Erfüllung bestimmter Vorschriften jedem Gedanken einer
Göttlichen Gnade und Gerechtigkeit! Es wird damit ein einziger strikter
Weg angeboten, ohne den die Nähe Gottes als nicht erreichbar
unterstellt wird.
Eine von Christus
unabhängige Gnade eines zwar verborgenen, unerkennbaren, aber
ehrenhaften Gottes wäre damit auf alle Ewigkeit bestritten.
Die
Rechtfertigungslehren, Prädestinationslehren, Lehre der Guten Werke
etc. verschiedener Provenienz wären damit a priori als
unrichtige
Absurditäten gebrandmarkt.
Anders ausgedrückt: Trotz
Johannesevangelium gibt es das aber alles. Joh 6. wurde teilweise
offensichtlich nicht ernst genommen.
Die Konsequenz ist unerfreulich:
Die
Vermutung liegt nahe, dass diese Verse Jesus nur in den Mund gelegt
wurden, und nur mehr die Frage offenbleibt, ob es sich dabei um einen
Betrugsversuch
unbedarfter Autoren oder lügnerischer Manipulatoren im
2. Jahrhundert handelt.
Im
zweiten Jahrhundert wurde auch darauf basierend den Christen
der
eigentlich blödsinnige
Vorwurf der Anthropophagie gemacht; kaum
überraschend.
Diesen Verdacht wird bestärkt durch:
Beim (früheren) Markus klingt das ganz einfach, ohne oktruiertem "Sendungsbewusstsein":22
Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
(1. Korinther 11.23-25)
23
Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.
24
Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das für viele vergossen wird.
Wenn man diese Blut-Zeilen samt der
"Weg-Anweisung" als wahr annehmen würde, wäre zB die Antwort von Papst
Benedikt XVI. auf die Frage, wie viele Wege es zu Gott gibt, falsch:
»Soviele wie es Menschen gibt«
Die spirituelle
Eigenverantwortlichkeit wäre freilich auch sinnlos.
Es
würde die Transsubstantiation in der Eucharistiefeier und die Aufnahme
des gewandelten Blutes und Leibes Christi ausreichen. Und wenn man
lange Messen
beobachtet - beispielsweise das Sonntags-Hochamt in großen Kirchen -
würde die sofort nach Hostienempfang noch weit vor
Gottesdienstende einsetzende Personenabwanderung aus der Kirche ohne
nochmaligem Aufsuchens des vorherigen Sitzplatzes die Existenz dieses
"Glaubensdetails" bestätigen.
Konklusio:
Die Wahrheit
wesentlicher Teile des
Evangeliums nach Johannes kann man mit gutem Gewissen bezweifeln.
Die
gerne geübte Praxis Bibelgeschichten als "Tendenz aus der Zeit" zu
entschuldigen, ist bei diesem Evangelium eigentlich kaum möglich.
Somit
ist die Einreihung in den Kanon bedenklich, worüber man mit einem
Schulterzucken hinweggehen könnte. Wie über Grimms Märchen.
ABER:
Derartiges lieferte und liefert den Gegenbewegungen zum Christentum
kräftige
Argumente, die Wahrheit
des Gesamtwerks des Neuen Testamentes pars pro
toto heftigst anzuzweifeln.
Literarische
Sippenhaftung ...
Gott
hat uns auch die Vernunft verschiedenen Ausmaßes geschenkt
und ich halte es für sehr traurig, dass Ihm durch die Behauptung der
unabänderlich festgeschriebenen Gottesinspiriertheit der Bibel
indirekt unterstellt wird, er
halte generell die Bibelleser für vernunftlose, ja geistlose
Allesglaubende. Gott tut das ganz sicher nicht, aber so mancher
Verfasser religiöser Literatur ohne jeder Verknüpfung zur Großen,
Unerkennbaren Wahrheit. Wobei die Bibel wohl eines der Fundamente eines
großen, letztendlich sinnlosen
Literaturberges über etwas prinzipiell Unerkennbares, eben
über den Deus Absconditus darstellt.
Dem leider viel zu viel Ehrloses mit
leicht durchschaubaren Absichten unterstellt wird.
Das Dumme mit einer "religiösen
Vernunft" -
wie übrigens auch mit einer "parteipolitischen" - ist, dass es keine
wissenschaftlichen Bewertungsmaßstäbe gibt, also ein "konfessionsfreier
religiöser Intelligenzquotient" ein Ding der Unmöglichkeit ist. Leider,
mit den Folgen der bequemen Missbrauchbarkeit
durch jene, die es verstanden haben und noch immer verstehen sich
zielgerichtet zum eigenen Nutzen zu organisieren, unter Ausnutzung der
Angst abhängiger, absolutionssüchtiger Menschen.
Johannes 10 ist auch ein bezweifelbares Zitat, das zum Zaubertrick-Geruch der Kreuzigung beiträgt:
17
Darum liebt mich mein Vater, daß ich mein Leben lasse, auf daß ich's wiedernehme.
18
Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich
habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Solch Gebot
habe ich empfangen von meinem Vater.
(Johannes 5.26)
Ja,
wenn er ohnedies die Macht hat, sich "das Leben wiederzunehmen", da war
die Kreuzigung eine bewusst durchgeführte Aktion mit dem Wissen um
das "Wiedernehmen", genannt "Auferstehung"!
Eine Show mit zweifelhaftem Charakter ... letztendes ein Beweis für die Sinnlosigkeit der Opferung Jesu.
Und
die Opferung des zuletzt "entgöttlichten/enttrintalisierten" Mensch
Jesus ist damit ein durch und durch unethischer und verwerflicher Vorgang.
Derartiges hätte sich ein "Gott" einfallen und von den diversen Johannes-Autoren dokumentieren lassen? Heutzutage undenkbar.
Rudolf
Fiala
Nachtrag
11.4.2010
Noch
eine Johannes-Plauderei, die den Aposteln - und ihren Nachfolgern! -
die absolute Macht der
Sündenerlassung zuordnet - sie quasi zu "Richtern" erhebt - und damit
theologisch gar nicht richtig sein
kann:
22Und da er das gesagt hatte,
blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den Heiligen Geist!
23Welchen ihr die Sünden erlasset,
denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie
behalten.
Müsste wohl eine übermenschlich
schwere Bürde sein ...
nach
oben