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Laienspiritualität 55:
Wieder einmal war Pfingsten! Und wo sind die geisterfüllten Feuerzungen samt Sturmgebraus geblieben?

Titel zur Auswahl:

Nächstenliebe - Mitleid - Zuneigung

Martin Luther King:
Wahre Nächstenliebe ist mehr als die Fähigkeit zum Mitleid; sie ist die Fähigkeit zur Zuneigung.

Oder:
Fehlende Empathie und Spiegelneuronen, Sympathieverlust und klerikales Scheitern
Uncharismatische Predigten dienen nur dem Prediger auf begrenzte Zeit.

Oder:
Der Wahnsinn des gelogenen, nicht erfüllbaren "Vergelts Gott" im Jenseits
Das andauernde vor sich Herschieben und traurige Verzichten bis zum Unvermögen und ggf. Tod.

Oder:
Der missbrauchte Heilige Geist, Schutzpatron christlich fundamentalistischer Mörder
wie z.B. des Frankenkaisers Karl d. Große bei der Christianisierung der Sachsen

Oder:
Das durch 2000 Jahre unerfüllte Versprechen des Heiligen Geistes
Goethe hat das wohl so ähnlich empfunden.
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Das schaut jetzt ziemlich seltsam aus, klar. Aber Sie, geschätzter Leser, können sich
den/die für Sie zutreffenden Titel selbst aussuchen.
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© Rudolf Fiala, Pfingstsonntag 12.6.2011     check 27.06.2022

Das Kreuz mit dem Elfenbeinturm des Kirchenhandwerks: Emotionslosigkeit, Empathielosigkeit, ja sogar Mitleidslosigkeit und geistlose Schuldzuordnung. Dazu als Würze angeschulter Gruppenzentrismus, Egozentrismus ( "Hauptsache, dass meine Predigt mir selbst gefällt"- tatsächlich bei einer kritischen Dikussion gehört!) und Ablehnung jeder Kritik.

Das soll das "automatische" Wirken eines ausgegossenen "Heiligen Geistes" sein?

Wie ließ Goethe seinen Doktor Heinrich Faust sagen:

Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.

Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor;

Heiße Magister, heiße Doktor gar und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm, meine Schüler an der Nase herum-
Und sehe, daß wir nichts wissen können! Das will mir schier das Herz verbrennen.

[...]

Ach! könnt ich doch auf Bergeshöhn In deinem lieben Lichte gehn,
Um Bergeshöhle mit Geistern schweben, auf Wiesen in deinem Dämmer weben,
Von allem Wissensqualm entladen, in deinem Tau gesund mich baden!

Weh! steck ich in dem Kerker noch? Verfluchtes dumpfes Mauerloch,
Wo selbst das liebe Himmelslicht, trüb durch gemalte Scheiben bricht! 

Soweit Goethe... Die ersehnte charismatische Erleuchtung von außen gibt es wohl nicht.

Nun, Pfingstsonntag ....
Der Wind rauscht in den Bäumen, die Lärm von der naheliegenden Autobahn rauscht auch ohne sonntäglichem Lastwagenverkehr zu mir herüber. Keine Spur von Heilig-Geist-Rauschen, und von Feuerzungen ohndedies nicht.

Ich denke bequem im Liegestuhl liegend über eventuell zum Heiligen Geist passende Geschehnisse der vergangenen Monate nach. Eventuell passende...
Und immer mehr verdichtet sich in mir die traurige Vermutung, dass eine pfingstliche oder andersartige Erleuchtung eigentlich einen Widerspruch zum verkündenden Kirchenhandwerk darstellen könnte. Allerdings nicht zu den für die "Schäfchen" tatsächlich betreuenden und heilsamen, also diakonischen Sozialfunktionen.

Widerspruch eben zum "verkündenden", ekklesiologisch angelernten Kirchenhandwerk. Nach den Ereignissen und Folgen samt der vielen Toten in 2000 Jahre "verkündendem" Christentums soll da irgend ein "Heiliger Geist" tätig sein? Womöglich noch als Hypostase (funktionell gleichwertiger Teil) des dreieinigen Gottes?

Die "Verkündigung" aus der Bibel, Teil jedes christlichen Gottesdienstes, gehalten von einem/r Priester, PfarrerIn, LektorIn, ausgewähltem Gemeindemitglied: Kann ein erleuchteter Mensch den größten Teil der Bibelworte überhaupt mit Überzeugung und ohne schlechtem Gewissen "verkündigen"? Ich denke, nein, er/sie kann nicht!
Die wenigen "mit gutem Gewissen" verkündbaren Bibelstellen sind durch die Bergpredigt repräsentiert und Predigten und Abhandlungen, die darauf beruhen, bieten aktive Lebenshilfe statt theoretisch hochstilisierter Wortgebilde z.B. über das Geschlecht von Salomon. Nicht einmal ein Anhänger mosaischer Religionsformen wird die Kette der Vorfahren und Nachfahren interessieren; denke ich.
Bei denen das Auditorium in fadisiertem Unverständnis des Endes harrt. Unbegeistert.

Aktive Lebenshilfe wie in
Kol 3,13 "Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!" wird nur selten geboten. Wäre doch das Anbieten dieser aktive Lebenshilfe samt notwendiger Unterstützungen eine der edelsten selbstwählbaren Aufgaben der Kirche.

Folglich: Erleuchtung, ob mit oder ohne fiktiver Feuerzungen, ist bei einem Bewohner und somit Nutzer des ekklesialen Elfenbeinturmes kaum erwartbar. Es könnte allerdings Ausnahmen geben und ein "erleuchteter" Mensch, der das Kirchenhandwerk samt der oben angeführten Zwänge für das Wohl seiner/ihrer "Schäfchen" weiterbetreibt, verdient unsere Hochachtung. Was soll er/sie den anderes machen, sofern ihm/ihr nicht der Weg in die universitäre Lehre oder sonstige Funktionen offensteht.
Hochachtung: freilich nur, wenn aus der gottesdienstlichen Tätigkeit unter anderem dank Empathie Positives resultiert; nicht Fadesse bis u.U. zum Kirchenaustritt. "Charisma" heißt das Zauberwort und der evang. Bischof Dr. Bünker hat das in 
seinem  Buch "Mit weitem Herzen", Kapitel "Diagnosen-Hoffnungen -Therapien" Seite 278, ursprünglich schon veröffentlicht im Jahr 2003, so definiert:

Das 21. Jahrhundert braucht die charismatische und diakonische Kirche. Charismatisch ist die Kirche, wenn sie nicht mehr hierarchisch organisiert ist, sondern so, dass Achtung vor den Charismen jedem und jeder das unstrittige Expertentum für den eigenen Glauben und das eigene Leben einräumt.......

Ich hoffe, dass Herr Bischof Bünker diese humane freiheitsachtende Auffassung und weitere ähnliche in seinem Buch auch in den Jahren seines Bischofstums aufrecht erhalten kann. Andere Zitate dazu in einer meiner ersten Abhandlungen "Gottesverantwortung"

 
Der "Heilige Geist" soll doch das Innere, das Treibende der christlichen Kirchen sein, die lebendige Verbindung zwischen Jesus und der Kirche. Eben der "Geist der Wahrheit". Haben wir schon nur ein bisschen dieses Wahrheitsgeistes tatsächlich erfasst und erkannt, hat uns dieser Hl. Geist schon immer tiefer in die Wahrheit geführt? In den Sinn unseres eigene Lebens?

Haben "Nächstenliebe - Mitleid - Zuneigung" schon zugenommen? Statt Verweigerung, Ablehnung und Kompetenzkämpfen?
Haben Charisma und Sympathiefähigkeit schon zugenommen? Statt Konkurrenzdenken, Rangordnungskampf und egomanem Verdrängungswettbewerb samt schädigenden und/oder geschädigten Menschen im Vollbild psychosomatischer Krankheiten ?
Wird den Menschen eine Hilfe geboten, bereits im Jetzt ihrer integren oder integer sein wollenden/sollenden Person entsprechend zu handeln, ohne auf eine "Belohnung" im Jenseites zu hoffen? Eine qualitätsverbessernde Hilfe zum und im "LEBEN"?

Kenne Sie irgend ein generell für alle Menschen geltendes Erfolgsbeispiel des Hl. Geistes? Nun, fällt Ihnen etwas ein? Bitte dann eine Email!

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Apropos Vergebung in der Bergpredigt nach Matthäus, ähnlich lautend auch bei Markus:
14 Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben,
15 Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.
Da ist vom über die Jünger gekommenen Heiligen Geist freilich noch nicht die Rede, geht auch ohne "Feuerzungen"!

Und was steht völlig konträr beim offensichtlich besonders phantasiebegabten Johannes - jetzt bezügl. Hl.Geist - unter 20, 22-23:
Kath. Fassung: Empfangt den Heiligen Geist!
Wem ihr die Sünden vergebet, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Lutherbibel:
22  [...] Nehmet hin den Heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. 

Eine früh-neutestamentliche Festschreibung für Beichte, Schuldzuweisungen, Absolution und deren grauslichen Details und (auch kostenpfichtige!) Rituale, bis letztendlich zur Inquisition. Und nicht zu vergessen, für Teufelsaustreibungen, Hexenverbrennungen  und ähnlich Machtperversionen.

Man muss aber Johannes zugute halten, dass er diese Auswirkungen kaum vorhergesehen hat.

Und wo ist jetzt das allgemein erkennbare Wirken des per definitionem fehlerfreien, verehrungswürdigen Heilige Geistes? Wenn es ihn tatsächlich gibt?
Irgendjemand online, der das weiß, wirklich weiß?

Auch ich weiß die Antwort nicht, das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Und weiß mich dabei in bester klerikaler Gesellschaft, nämlich in Gesellschaft vom obersten österr. Katholiken, Erzbischof Kardinal Schönborn in:
Gedanken zum Evangelium am 14. Sonntag im Jahreskreis; Vollinhaltliches Teilzitat daraus:

.... Doch ehrlich: Wer kann von sich sagen, er kenne Gott wirklich? Was wir von Gott wissen, ist Ahnung, meist ein recht unbestimmter Glauben "an eine höhere Macht". Aber so wirklich, so ganz und gar, kennt doch keiner von uns Gott. Soweit Kardinal Schönborn., Zitat genehmigt.

Nicht zu vergessen:  Klerikal anerkannt ist die Trichotomie (= Dreiteilung des dreieinigen Gottes) unzulässig, also ist der Heilige Geist nur eine vollinhaltliche, untrennbare Erscheinungsform (Hypostase) Gottes!
Gott IST der Hl. Geist und der Hl. Geist IST Gott! Kurz und katholisch: 1=3 und 3=1

Ob Johannes da die richtigen Ahnungen gehabt hat, bezweifle ich ernsthaft ...
Wenn man dann noch den Panentheismus (Gott ist in Allem, also auch in mir und Dir!) berücksichtigt - der uns ja von den Kirchen verborgen in jenen Gotteseigenschaften, die mit "All-" beginnen, nahegelegt wird; nicht wahr? - werden die Absurditäten in der Abscondität plötzlich offensichtlich.
"All"-wissend beispielsweise: Da hätte sich JHWH die "Arbeit" mit den Gesetzestafeln wohl ersparen können. Im "All"-Wissen der kommenden Zerstörung durch Moses ;-)

Tja, mal abgesehen von traditionellen Religionsformen:
Die moderne Gehirnforschung samt der Erkenntnis der religionsförderlichen Umschaltung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte, samt der Auslösung dieser Umschaltung durch Sauerstoffmangel, Flüssigkeitsmangel, Drogen (u.a. Räucherstäbchen und Weihrauch), aber auch meditative Monotonie samt akustischer Über-/Unterforderung oder Einlullung zeigt uns den Mechanismus zum Aktivieren paranormaler Empfindungen. Zur "Da ist doch noch jemand ..."-Empfindung mit entsprechenden Erscheinungen und Pseudowirkungen.
Aber das zu erklären, gibt es Berufenere als mich ..., eben die modernen Hirnforscher. 


Ergänzend:

6. Inspirierte und inspirierende Lichtgestalten: gab und gibt es die wirklich? 3.8.2008
... Warum kennen wir nicht mehr dieser wirklich Erleuchteten, "Befreiten", dieser im Sinne Calvins der "Vivifikation" Teilhabenden? Vielleicht fehlt uns im Alltag die aufgeschlossen Wachheit und Erkenntnisbereitschaft, um diese Menschen bei seltenen Gelegenheit rasch zu erkennen.

8. Gottes unbezahlte Mitarbeiter: frei von dogmatische Zwänge, 3.10.2008
... Aber jene Menschen, die sich zur "Freien Mitarbeit" bekennen haben erkannt, dass sie sich über im religiösen Bereich Anerzogenes,
Eingeprägtes und Eingelerntes, ja Oktruiertes auch hinwegsetzen können; ohne schlechtem Gewissen!
Das alles ist ja von Menschen Geschaffenes über den unerklärbaren Gott, das keinen Nachweis über Seine Ihm eigene Sinnhaftigkeit bringen kann.

19. "Pfingstgeschehnisse": Wirklich nur zum kalendarischen Pfingstfest? 20.5.2009
Ein quasi typisches Pfingsterlebnis schlechthin soll nur an einem Datums-variablen Punkt der Erdbahn um die Sonne -
die anderen zusammengesetzten Bahn-Anteile durch das All lasse ich mal weg - als datumfixiertes Pfingstereignis möglich sein? Absurd.


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Noch etwas sehr an den Fundamenten der Bibelglaubwürdigkeit Kratzendes:

Israel Finkelstein (hebr. ÙéèÐÜ äÙàçÜéØÙÙß; * 1949 in Petach Tikwa) ist Direktor des Archäologischen Instituts der Universität von Tel Aviv. Er hat als Gastprofessor in Chicago, Harvard und an der Sorbonne gelehrt. Er zählt zu den führenden Archäologen in Israel. Seit 1992 leitet er zusammen mit David Ussishkin die Ausgrabungen in Megiddo.

Das zusammen mit Neil A. Silberman herausgegebene Buch "Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel" stellt die Archäologie Palästinas in der Bronze- und Eisenzeit und Finkelsteins Schlussfolgerungen zur jüdische Geschichte des Altertums dar. Finkelsteins Theorie widerspricht in weiten Teilen der am Alten Testament orientierten Geschichtsschreibung. Das Buch schlägt eine neue Chronologie der Eisenzeit vor. Einige Untersuchungsergebnisse werden unter Landnahme Kanaans dargestellt. Andere Rätsel wie das Fehlen von Überresten einer Stadt Jerusalem für die Zeit der im AT geschilderten Könige David und Salomo bleiben ungelöst.

Quelle inkl. der Links: Wikipedia über Prof. Finkelstein, Homepage Prof. Finkelstein

Und jetzt hier seit 8/12  neu über das Buch: Finkelsteins Aktenlage

Zusammengefasst (im Internet lesbar):
Seines Erachtens gibt es keinen archäologischen Beleg für die biblische Geschichte der jüdischen Landnahme. Auch deutet nichts auf die Historizität der Großkönigreiche Davids und Salomons hin. Einen Exodus aus Ägypten wird es wohl niemals gegeben haben.
Und freilich auch keine Mithilfe JHWH's in den behaupteten verschiedenen wunderähnlichen Erscheinungsformen des Alten Testaments.
Wenn nicht einmal der "legendäre" angebliche Exodus einer antiken Wirklichkeit entspricht, was stimmt dann noch überhaupt im AT?

Fazit: Kann ein Mensch mit Gott-geschenkter Intelligenz überhaupt noch ein Bibelchrist sein?


Rudolf Fiala

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